Joysie


Vor Ikea und zeitlich dem Abendgebet. Chaos von Autos und Menschen. Alle wollen noch rein bevor zur Sonnenuntergang - Gebetszeit, Maghreb,18:45, geschloßen wird. Über Lautsprecher ruft der Iman dann zum Gebet. Bei Ikea eine sehr intelligente warme, nicht sehr alte Stimme, wie ich sie sonst in der Stadt gehört habe. Das waren richtig ältere Männer. Jedenfalls ruht dann alles für etwa 20 Minuten, die Kassen werden geschloßen, alles Verkäufer verschwinden und...gehen eine rauchen. Sitzen vor den Geschäften.

Hey Brother! Are you Saudi? Der alte Mann ruft: Taxi? Where you go? Joysie winkt ab. Nein, Nein, er soll bloß weiter fahren.

Puh. Das ist bestimmt das Fünfte mit dem sie nicht fahren will. Bloß kein Saudi. Jeden Fahrer checkt sie ganz genau.Sie fährt keinesfalls mit einem Araber. Vor Toys'R'us habe ich einen Inder gefunden. Noch als wir auf der Rückbank sitzen fragt sie, 'Brother you are Tamil?'. Das ist doch jetzt verrückt. Vielleicht habe ich mich verhört.

Joysie ist von den Philipinen und kommt Montag Vormittags. Vier Räume und zwei Bäder will sie appetilich frisch halten und eine endlose Reihe von Oberhemden wegbügeln.

Klaus hatte sie vermittelt bekommen, als ich noch in Deutschland war. Er hatte schon für eine männliche Hilfe zugesagt. Aber ich hab richtig Stress gemacht. Die Boys jeden Tag im Hotel waren mir schon nicht so angenehm. Wenn ich schon jemanden zur Unterstützung um mich haben muss, möchte ich mich auch wohl damit fühlen.

Da Klaus während der Woche in Mekka arbeitet und wohnt, wollten wir ihr absagen. Aber sie war so entsetzt, dass ich es so lasse mit dem Montag.

Seit 6 Jahren kennt sie den Compund hier und arbeitet an drei Tagen in verschiedenen Häusern und Wohnungen. Mittags isst sie mit einer Freundin im Clubhaus. Sie ist 54, hat vier Töchter und vier Enkelkinder. In Manila hat sie zwei Häuser. Eins davon hat sie noch nie gesehen. Im Dezember will sie es einrichten. Und da kommen wir auf Ikea.

Ich brauche Matten für die Badezimmer(2). Ohne die roten und braunen Polyesterpuschel, die ich entsorgt habe, ist es doch ziemlich rutschig auf dem recht schönen Steinfußboden.

Es gibt hier ein Transportsystem für die Frauen im Compound, da wir ja in Saudi nicht selbst Auto fahren dürfen. ÖNPV ist unbekannt. Drei Busse fahren gegen 9 zu den verschiedenen Malls und Stadtteilen. Exklusiv für die Frauen von Zamil Village. Man wird dann nach 2 Stunden wieder von dem Bus abgeholt, oder nimmt sich selber ein Taxi.

Ikea wird auf dem neuen Plan nicht mehr direkt angefahren und allein wollte ich nicht mit einem Taxi fahren.

Da schlägt Joysie vor, mich um 5 nach ihrer Arbeit abzuholen und gemeinsam mit mir zu Ikea zu fahren. "Eikia". Daran muss man sich erstmal gewöhnen. Mit "Ikea" wird man wie eine Analphabetin angesehen. Auch von den Angloamerikanerinnen, die ich kennen gelernt habe.

Sie kommt dann schon kurz nach 4 und hat ein Taxi bestellt. Wir warten 20 Minuten bis es kommt. Sie hat den Lautsprecher von ihrem Smartphone laut gestellt und ihre Freundin am anderen Ende und sie kichern  während des ganzen Gesprächs um die Wette.

Natürlich ein indischer Fahrer. Er gibt uns seine Business Card beim aussteigen.

Ikea ist haargenau wie überall auf der Welt. Nur hier schweben ausschließlich Frauen mit langen wehenden schwarzen Gewändern und Männer mit weißen langen Hemden, ein Oberhemd mit Manschetten in knöchellang durch die modern eingerichtete Möbelwelt. Ein riesiger Kontrast.

Ikeas multikuilti möchte-gern Gesellschaftsbild scheint der Standort nicht zu stören.

Mich stört bei Ikea der Anspruch und die nicht vorhandene Wirklichkeit ganz besonders.

Etwas aktuelles von hier zur Flüchtlingsthematik:

1. Saudi Arabien wird keinesfalls Flüchtlige aufnehemen, da die kulturellen Unterschiede! zu den syrischen Menschen zu groß seien.

2. Saudi Arabien will sich aber finaziell einbringen. Und zwar dergestalt,

in Deutschland 200 Moscheen zu bauen für die muslimischen Flüchtlinge.

Stattdessen berichtet die libanesische Zeitung al Diyar, Saudi-Arabien biete für die muslimischen Flüchtlinge, die in Deutschland aufgenommen werden, den Bau von 200 Moscheen an. Zwar schreibt die Zeitung, das solle in Übereinstimmung mit der Bundesregierung geschehen. http://www.faz.net/aktuell/politik/fluechtlingskrise/die-golfstaaten-schotten-sich-gegenueber-fluechtlingen-ab-13789932.html