Schritte
Auf Reisen braucht man ja immer irgendetwas an das man nicht für diese spezielle Situation gedacht hat, oder einfach vergessen hat. Bei mir war es ein Audoikabel für Lautsprecher, die noch nicht über Bluetooth funktionieren. Außerdem brauche ich für tagsüber Tomaten, Gurken und Karotten. Und eine Batterie für eine Taschenlampe, die ich aber nicht aufschrauben kann. Bei Tucholsky in „Schloß Gripsholm“ heißt das ‚Knöpfchen-kaufen.gehen’, also mal ums Eck gehen und so gucken was es für Geschäfte gibt und Ambiente schnuppern.

Es gibt mehrere Carrefour Supermärkte und da gibt es vielleicht sogar Bien-etre, ein französisches Wasch Eau de Cologne. Nur 70% Alkohol sehr natürlich und leicht, super günstig auch halb literweise. Wir fragen an der Rezeption nach der nächsten Adresse. Es ist Feiertag und nichts los und wir bekommen angeboten, dass uns der Hotelwagen dorthin bringt. Der nette Mann will nicht mal ein Trinkgeld annehmen.

Der Supermarkt ist genauso aufgebaut wie wir es aus Frankreich kennen. Zuerst die Nonfood Produkte und an der Wand gleich die Kabel die ich suche. Plötzlich steht eine kräftige Frau meines Alters vor mir. Aus welchem Land ich komme, fragt sie. Heute bin ich das erste Mal Hals-frei mit einem buntem(grün/schwarz) Tuch hinten locker zusammengebunden unterwegs.

Hinter ihr ein weißgelockter fröhlicher Mann, der sich mit Klaus unterhält. Sie ist den ersten Tag in Saudi Arabien, ihr Mann, Andrew ist Engländer, seit drei Monaten schon hier. Und sie ist Brasilianerin. Wir unterhalten uns in Portugiesisch weiter. Ein großer Spaß. Sie wohnt auf einem compound wo ich sie besuchen soll. Nicht luxuriös, aber alles da. Sogar abends ‚Dancing’. Und sie haben auch noch ein Zimmer frei. Wir könnten da einziehen. Also die Männer haben die Nummern, wir Frauen sind noch ohne SIM Cards, und dann treffen wir uns mal.

Nach zwei Jahren Brasilien mache ich mir nicht allzu große Illusionen, dass da noch was kommt. Einmal auf dem compound wird sie dort in die Gemeinschaft eingehen und dann ist immer irgendetwas an Aktivitäten los. Man denkt kaum noch, das ein ‚Draußen’ existiert. Kann schön sein. Und ich bin schon etwas wehmütig, wenn ich dran denke ich könnte jeden Tag vor der Haustür schwimmen gehen. Wenn ich mich für den compound entscheide.
Stattdessen gehe ich vor die Hoteltür und stehe vor einer Moschee, mitten unter eilenden Männern, Auto in zweiter Reihe auf der Strasse zurücklassend.

Wenn es irgend passt, gehe ich zum Gebet nach Sonnenuntergang hinaus. Es hört sich besser als vom Zimmer aus an.




Einmal stehe ich etwas seitwärts in der Nähe des Frauenaufganges, gehe aber daran vorbei. Ein Auto waschender alter Mann ruft mich zurück. Kleiner Schreck. Mein schwarzes neues Tuch rutscht auch gerade ganz ungeschickt nach hinten seitlich weg. Sehr streng fragt er mich etwas und dann mit Handflächen nach oben und geschlossenen Augen steht er vor mir. Aha.
Nein, also das ist mir jetzt doch zu plötzlich. Das halt ich noch nicht durch. 'Ich sprech zwar kein arabisch würde aber unheimlich gern mal hier bei euch dabeisein'. So locker drauf sind sie hier nicht.



Die Informationen sind auch sehr unterschiedlich. Mal darf man als Ungläubiger keinesfalls die Moschee betreten, andere sagen es wird niemandem verwehrt, der beten will. Ich hab das Gefühl das hier eher ersteres gilt. Das wird schon sehr ernst genommen mit der Religion und da. will ich nicht stören. Draußen den Gebetrufer zu hören reicht mir eigentlich erstmal.
