Weiblich in Dammam

Die Frauen denen ich bis jetzt in der Öffentlichkeit begegnet bin, wirken erst sehr streng. Weit von südostasiatischer, entgegenkommender Lieblichkeit entfernt. Wenn ich sie angelächelt habe wurde aber ausnahmslos, direkt begeistert, zurück gelächelt. Dabei ist der Gesichtsschleier wirklich ein Kommunikationshemmer. Und er wird mehr getragen als ich vermutet habe.

Man sieht eigentlich wie eine Äbtissin aus dem Jahre 1532 aus. Lauter kleine Ordensfrauen mehr oder minder würdig daherschwebend. Ich stelle mir den Emir, Sultan, Khalifen von einem europäischen Kriegszug heimkehrend vor, wie er seiner Frau sagt, die europäischen Frauen solltest du mal sehen! Alle in elegantem Schwarz und die Haare unter drapierten Hauben verborgen. Und ihr hier in diesen bunten Fetzen mit diesem billigen Flitter! Ohne Stolz, ohne Würde. Ich schäme mich zu Tode sollte Otto der II. uns mal mit seinen Kreuzrittern zu nahe kommen und euch Bling Bling Weiber zu Gesicht bekommen. - Und so kam es dass die saudischen Frauen sich seither streng nach europäischem Vorbild kleideten. Aus Ermangelung regelmäßiger Updates bis auf den heutigen Tag wie AD1532.

Im geschlossenen Gebäude mit Klimaanlage wirkt er fehl am Platz. Fruchtsaft mit Strohhalm unter dem Gesichtstuch!  Man merkt dass es ein rein kulturell/religiöses Konstrukt ist. Zumal die Schaufenster voll von westlicher Kleidung und ägyptisch-irakisch-pakistanischer Abendkleider sind.

Z.B. so

 oder so

 

 aber auch gerne so

 und vor allem, "Sempre uma boa figura"

 

und viel schöne Farbe

 

 

 Draußen im Freien sieht es aber anders aus.

Ohne diese wehenden Tücher um Kopf und Körper wäre man hier wirklich verloren. Der starke, heiße Wind bei 46°C - was macht der 36.6°C Körper eigentlich damit?-, der den Sand und Staub rumwirbelt lässt einem kaum eine andere Wahl. Schirm und Hut wären nach zwei Sekunden in einem unentwirrbaren Knäuel in der nächsten Straßenschlucht verschwunden. Ich habs ausprobiert. Die Augen brennen, die Haut trocknet aus.  Jetzt halte ich die Zipfel meines Kopftuchs freiwillig vor mein Gesicht. So weit ist es gekommen.

Unter der Abaya trägt man bei über 40°C übrigends ERES oder AUBADE. Die deutsche Maid auch Triumph. Nur.

Dazu ein kleiner Ausschnitt aus „Unterwerfung“ von Michel Houellebecq.

 

 

 

 

 

 

Seit 2011 dürfen Frauen Fahrrad fahren. Hört sich gut an. Hab aber noch keine gesehen. Es ist nämlich genaustens definiert dieses „Frauen-dürfen-Fahrrad-fahren“

1.     Nur in Begleitung eines männlichen Verwandten

2.     Nur in Erholungsgebieten, sprich „Funparcs“ 

Die nächste Errungenschaft für Frauen in Saudi Arabien ist, das Wahlrecht erstmalig 2015 zu erhalten. Diesen Dezember sollen Frauen ab 18 Jahren das erste Mal in diesem Land zur Wahl gehen. Auf Kommunalebene. Bei den letzten Wahlen betrug die Wahlbeteiligung nur 29%. Daraufhin bekam die Frauenwahlberechtigung ihre Chance. 

In der Öffentlichkeit eine Tätigkeit auszuüben ist einer Saudiarabischen  Frau bisher nicht gestattet. Neu ist, dass eine Frau eine Hotelküche führen darf. 

 

 

Zum Thema Hotel gehört natürlich der Punkt Wasser. Der Pro-Kopf-Verbrauch in Saudi Arabien soll 230 l betragen. Im Vergleich dazu, in Deutschland 120 l.

Ohne Seen, Flüsse und nennenswertem Grundwasserspiegel liefern Meerwasserentsalzungsanlagen mit hohem Energiebedarf, gespeist durch Kraftwerke, die gleich angegliedert sind, den gesamten Bedarf. Die erste wurde 1971 von Siemens installiert.

Solartechnisch ist hier noch viel zu verwirklichen. Gesehen habe ich noch keine einzige Solarzelle auf einem Dach. Allein bei den Klimaanlagen würde sich das schon lohnen.

Quellen zu dem obigen stammen von der uni-muenster.de; destatis.de; den arabnews natürlich und mehr Seiten.