Wasser und Strom 

 

Pünktlich nach Sport, Markt mit Frühstückssuppe, Wohnungsreinigung und Duschen geht das Licht im fensterlosen Bad aus. Sicherungen sind drin. Was kann das sein? Fliegen Düsenjäger heute besonders tief? Auf nach Japan? Taiwan. Tibet. Wer macht noch alles nicht so enthusiastisch bei Parole „Jeder möchte zu China gehören“ mit.

 Den Ingenieur auf der Brücke jenseits aller europäischen Sicherheitsstandards will ich nicht stören. Soll ich das Auswärtige Amt anrufen? Wird mir ja empfohlen wenn ich beunruhigt bin. Erstmal gehe ich in den Flur. Auch kein Licht. Fahrstuhl? Dunkel. Keine Beleuchtung auf dem Stockwerkanzeiger. Vielleicht brennt es irgendwo und die Hauptsicherung ist durchgebrannt. Bisschen kokelig riecht es ja schon mal öfter. Zu den Essenszeiten allerdings. Jetzt ist es kurz nach 9!  Ich muss die Treppen runter und bei den anderen Häusern nachsehen. Neun Stockwerke sind doch ganz schön hoch. Im Nachbarhaus ist alles in Ordnung mit der Elektrizität und auch bei uns schlagen keine meterhohen Flammen aus irgendeinem Stockwerk.

Da sitzt ein Wachmann. Bei uns vor dem Eingang ist ein lauschiges Plätzchen, eine Pergola mit zwei verschiedenen Ramblern dicht bewachsen. Paul’s Himalayan Musk

http://www.rosenhof-schultheis.de/Container/Kletterrosen/Rambler/Zartrosa/artikel_2076_Pauls_Himalayan_Musk_Rambler.html

und Rosa Banksiae

http://www.rosenhof-schultheis.de/Rosen/Kletterrosen/Rambler/Weiss/artikel_4038_Rosa_banksiae_banksiae.html

 Grad richtig zum stundenlangen Wache schieben. Ich zeig auf den elektronischen Kasten zum Öffnen der Tür und schüttle den Kopf. Er geht mit rein und sieht sich den Fahrstuhl an. Mit seinem Walkie Talkie fragt er sich lautstark durch die Leitung. Dann geht er mit mir zu einem Aushang im Eingangsbereich und liest mir jedes einzelne Zeichen vor, während er mit dem Finger darüber gleitet. Als ob er Lesen übt.  An den arabischen Zahlen sehe ich, dass alle Hausnummern an verschiedenen Kalenderdaten aufgeführt sind und mit einer Uhrzeit versehen. 9 - 12:30 und 14:30 -17.  Der Wachmann kichert und lacht und kichert immer noch als ich die Treppen in den 9. Stock hoch marschiere.

 

 

 Stimmt.  Steht echt deutlich da: Haus 16 ist am 14.5. mit Wasserabstellen dran. Perfekt organisiert also.

    Eine Woche später komme ich schweißgebadet und verstaubt vom Markt mit Obst und Gemüse in zwei schweren Taschen.

Gegen die Austrocknung habe ich das gute Olivenöl aus der Lebensmittelabteilung Flächendeckend aufgetragen. Nun stehe ich wie eine Ölsardine unter der neuen Regendusche und lächele verliebt von unten den Mercedesstern an, in dem die Düsen angeordnet sind, in Erwartung des lauen Sommerregens, der mich, staubig, ölig, verschwitzt verdientermaßen jetzt erwartet.

Es tropft nicht einmal. Nein, gar nichts kommt da. Kein „Gluck“, kein „Gurgel“, kein Tropfen.

 

Gut dass ich in Nepal von Kalle, einem Betriebswirtschaftler, gelernt habe, wie man mit dem Wasservolumen einer Colaflasche komplett duschen kann. Inklusive Haare waschen. Nach einem Selbstversuch zu diesem aktuellem Anlass kann ich sagen, dass es mir noch immer gelingt. Nach der Monsunzeit regnete es in Nepal auch mal 6 Monate 0mm und Wasser wurde durch die Leitung für zwei Stunden am Tag zu den Häusern geschickt. Es wurden etliche raffinierte Wasserspartricks von uns entwickelt. Z.B. Hände nicht so oft waschen. Klaus ist in dieser Zeit an Typhus erkrankt.  Ich halte überhaupt nichts vom Wasser sparen.

Nachdem ich das 1l Kunststück vollbracht habe und ausgehfein für den Markt bin, fließt das Wasser aus meiner Regendusche satt und voll.

Böse glitzere ich zu dem Mercedesstern hoch.

Beim nächsten Mal, wenn er wieder abfällt, klebe ich ihn nicht mehr an.