Zivilisation

 

 

Mitten in einer seiner berüchtigten Verfolgungsfahrten im Jaguar neustes Modell 1962, Halbtotale im Profil, junge Frau auf Beifahrersitz, berühmtes Motiv Roy Lichtensteins, fällt der Strom aus.

Ganz smooth, Simon Templar macht einen kleinen Hicks und dann geht’s schon weiter auf Batterie. Alle Folgen seit März auf arte. Roger Moore Anfang 30. Die Serie ein Vor- und Parallelläufer aller James Bondmotive. Schwarzweiß. Ein großer Genuß.

Der Strom aber kommt nicht wieder. Nur unsere Wohnung ist betroffen.

 

 

Uns kommt ein schlimmer Verdacht! Stromkarte abgelaufen!

Diese muß beim management aufgeladen werden. Aber erst wenn die eingezahlte Geldsumme aufgebraucht ist. Man kann nicht wenn noch etwas drauf ist schon wieder einzahlen. So haben wir die Karte vom Vormieter übernommen und harrten der Dinge, die jetzt abends eintraten. Kein Licht, keine Kerzen, eine Taschenlampe, kein handy aufladen. Morgens kein Nespresso, kein Tee.

 

Wenn eingezahlt ist, kommt ein Techniker und muß in der Wohnung etwas ein- und anstellen. Mit Wasser und Gas die gleiche Prozedur.

Mit einem Blick ist dem management ersichtlich in welchem Zeitrum ich welche Menge an Strom verbrauche. Es gibt also für jeden Mieter, bzw. Wohnungsbesitzer einen Grund dort persönlich zu erscheinen.

In einem Land in dem die oberste Staatsspitze stolz darauf ist, sehr stolz sogar, dass niemand mehr in ihrem Land hungern muß, ist es klar, dass man da noch weit von einem Recht für jeden auf Zugang zu Wasser und Elektrizität entfernt ist. Aber genau das versteht man unter Zivilisation. Insofern ist das Schild an der Wohnungstür einer Familie auf Chinesisch und Englisch „Here lives a civilized family“ wohl eher ermutigend für den Fremden gemeint, als auf ihre Lebensbedingungen verweisend. Denn in der Hand dieser Familie liegt es auch bei ihrem besten Willen und Absichten nicht ein menschenwürdiges Leben mit dem Recht auf Wasser und Strom, Hygiene und Lebensqualität, führen zu können.

 

 

Civilizes Family

 

Den Fisch im Tiefkühlschrank konnte ich jedenfalls vergessen. Ziemlich guter Fisch, Sole und Garnelen, zu dem ich mich vor einigen Tagen entschlossen hatte. Normalerweise wird der Fisch aus den Bassins verkauft und man kann ihn so lebend oder ausgenommen mitnehmen. Das geschieht nicht immer fachmännisch human. Hinter mir in der Schlange vor der Kasse steht eine sehr elegante Frau. Ach, sie hat noch ein Kind im Wagen. Aber nein, was sich da bewegt ist eine Plastiktüte, die immer mal wieder hochspringt. Ein Fisch ohne Wasser in der Tüte. Mit blutigen Kiemen. Dafür springt er erstaunlich hoch. Halbtot. Nicht schnell und leicht töten, sondern, je länger er lebendig bleibt umso frischer. Logisch.

Deswegen ab und zu Tiefkühlfisch. Irgendwie uncool von mir.

Und viel Gemüse. Salat mit Pilzen, Knoblauch-Lauchstengel mit Schweinefleischfitzelchen, Blumenkohlröschen und Paprika, Kohlstückchen mit Peperonistückchen, Zucchini mit Paprikastücken, Kartoffel in Zahnstocher großen Stiften mit Chillies(lokale Spezialität, im Restaurant schmeckt es wie Spagghetti mit Parmesan), Erbsen und Mais mit Fischstückchen, usw. Liegt alles vorgeschnipselt im Frischeregal. Muß man nur noch in die Pfanne schmeißen. Und alles im 1€ Bereich. Sind auch kleine Mengen. Für die große Familie natürlich zu teuer, aber für den 1-2 Personenhaushalt sehr praktisch. 

 Vom Markt, nicht aus dem Frischeregal. Auch frischgemachte Nudeln in allen Größen dort täglich erhältlich.