Settle down
Im Freien Sport? Nicht in dieser Stadt, sagte der Arzt im Krankenhaus.
Unter den Bäumen, zwischen den Sträuchern und gepflegten Grünflächen ist die Luft besser als im 9. Stock. Und es gibt herrliche klare Tage. Dann jogge ich doch mal durch den compound. 40 Minuten ohne einen Weg 2x zu laufen. Kinder unter 4 werden von den Großeltern ausgeführt, eine Gruppe älterer Menschen singt jeden Morgen von 8 bis 9, ein Wasserzeichner, ThaiChi, Fächer- und Schwerttänzer, viele auf dem Weg zur Arbeit mit Tee to go Schraubglas und die Brigaden zur Reinigung und Reparatur und natürlich Die Wachmänner begegnen mir. Auf den Steinbänken, lauschig zum möglichen Rückzug, kleine Gruppen schwatzender Frauen. Auch mal eine allein, die still vor sich hin weint.
Ein versteckter Steinweg ist voller Walderdbeeren. Wegen den wuschelligen, halbwilden Katzen und kleinen Kläffern lasse ich die Beeren wo sie sind.
Beim Verwaltungsbüro versuche ich mein Glück die „China Daily“ täglich in meinen Briefkasten geliefert zu bekommen. Außerdem brauche ich einen Handwerker für die gerissene Wäschestangenhängung. Erst soll ich mit Hinterlegung einer Telefonnummer abgewimmelt werden. Aber ich mach noch einen Anlauf mit dem Telefonübersetzer und es gesellt sich noch ein hilfsbereiter Mensch dazu. Dann noch einer, und noch jemand, die Chancen steigen für ein Resultat. Am übernächsten Tag liegt morgens die erste Ausgabe im Kasten und der Fahrer, das ist der Telefonjoker, wenn es mal mit der Verständigung hapert, oder einfach zur Sicherheit, hat sie auch gleich für seine Familie bestellt, zwecks Englisch Lernens.
Eigentlich bräuchten sie das vom management aus nicht zu machen, was nicht mit Leitungen des Hauses zu tun hat, aber sie organisieren mir einen Handwerker und reparieren auch gleich meinen Fenster- und Türgriff. Neue Stahlseile, alles zusammen 80.
Als sie gehen gebe ich ihnen einen Joghurt mit Strohhalm in die Hand. Wird ohne Wiederstand als Geschenk entgegen genommen.
Ich werde mutiger. Die Dusche ist eine Katastrophe in ihrer wackeligen Aufhängung. 5 Minuten von unserem Nordeingang gibt es eine Markthalle mit vielen Gängen voller Möbel und Handwerksbetrieben.
Ich kaufe eine Regendusche für 200 + 50 für die Installation. Allerdings mit Telefonjoker. Alles innerhalb einer Stunde. Sie ist ein Traum.
Einen Schuhschrank schaffe ich ganz alleine nur mit Adresskärtchen. Legst du das Geld hin, gibst die Adresse, trägt jemand die Sache genau an den Platz, wo sie hin soll.
3 glückliche Menschen Händler, Käufer, Träger.
Das sind gute Erlebnisse. Ich glaube auch nicht, dass ich „foreigner Preise“ bezahlt habe. Manchmal mischen sich Passanten „helfend“ in meine Verhandlungssituation und machen alles irre kompliziert und langwierig. Der Händler gibt dann 2 RMB Rabatt und ich muss noch dankbar sein. In verschiedene Richtungen. Bei 75 für 8m Stoff z.B. 2RMB Discount…
Aber die Passantin freute sich wie verrückt über ihren Triumph, den sie über die „gierige“ Stoffhändlerin für mich errungen hat. Sie flüstert mir im Weggehen noch etwas verschwörerisch ins Ohr. „Halsabschneiderin. Laß dir bloß nix gefallen“, wahrscheinlich. Meine Sprachlosigkeit macht es dagegen schlicht und einfach für beide Seiten. Arabische Zahl gegen arabische Zahl. Manchmal gehe ich mit leicht wiegendem Kopf davon und versuche ein, zwei Tage später einen neuen Ansatz.
Etwas anderes sind natürlich touristisch angesteuerte Straßen. Ein Fächer, „very cheap only 90“, der auf einem normalen Markt 7 kostet, ist hart. Aber wer weiß wie sie in dieser Straße kalkulieren müssen.