Eben in der U-Bahn

 

Neuer Stern 

Drei Tage bin ich nicht zum feudeln gekommen. Jetzt wird es echt filzig. Eine Stunde und ich bin durch. Bei mittlerer Gründlichkeit. (Das ist mein Ding. So mittel. Da lieg ich richtig mit, denke ich.) Mit einem Fenster. Ohne Wäsche. Das schaff ich noch vor meinem Treffen zur Lotusblüte-gucken-gehen am Tangsee, mit einmal um den See spazieren. Das macht man hier, wenn man sich in dieser Stadt nach Natur sehnt.  Dafür hab ich vor der Tür meinen compound und seit Neuem das Gemüsebeet des Waldorfkindergartens. Beim letzten Unkraut jäten, das war gestern,  hatte ich rote Striemen von Schlingpflanzen, die eine allergische Reaktion hervorriefen, auf Armen und Beinen, von der ich noch bis zum nächsten Morgen was hatte.  Die Seidenspezialistin, Vortrag von ihr am 27.10. in Berlin im Museum für islamische Kunst, und ich wollen mal wieder richtig ausschreiten.

Schnell noch Hände waschen und los mit U Bahn und Bus. Dauert 1 Stunde. Taxi 1/2.  Kostet aber 4€.

Während ich mir die Hände abtrockne sehe ich, dass ich im Wasser stehe. Aha. Der Schlauch unter dem Abfluss ist abgerutscht. Er geht ganz leicht wieder drauf zu schieben, und…. er rutscht sofort wieder ab. Wie hielt er nur die ganze Zeit?

 

 

Keine Ahnung. Morgen ist auch noch ein Tag.

Es ist morgen.  7:15 gehe ich in die Haus- und Handwerkstrasse hinter unserem compound. In dem Klempner-Sanitärbedarsgeschäft sitzt der Chef davor und sieht sich meine Fotos an. Er gibt mir einen Schlauch, der 2RMB kostet. Ich will ein Metallgewinde oben. Er versteht und zeigt einen Karton. Macht 25+2. Das muss jemand machen. Ich kann das nicht. Er lacht und ruft jemand an. Macht 47RMB. Ich soll gehen und zu Hause warten, die Utensilien bleiben bei ihm.

Auf dem Rückweg komme ich an einer Straßensperre vorbei.

 

Menschen blockieren mit einem weißen Transparent den Autoverkehr.

Die Fahrzeuge, Busse und Autos schlängeln sich auf dem Zweiradweg vorbei.

 

 

Eine vierspurige Straße, mit dem Zweiradweg, sechs.

 

Es gibt Ärger. Einer der Demonstranten schlägt auf eine Autohaube. Scheinbar gleichmütig setzt der Fahrer zurück.Ordnugskräfte sind keine zu sehen. Leider muss ich weiter.

 

 

Denselben Handwerker wie beim letzten Mal sehe ich auf dem Monitor in meiner Wohnung. Er hält einen Schlauch und das Kästchen hoch.

Er bringt alles wunderbar an und führt mir vor wie das Wasser durch den durchsichtigen Schlauch rauscht. Ist der Schlauch nicht ein bisschen feucht?

 

Es wird schon in Ordnung sein. Er prüft und schraubt ja schon eine Weile. Und wischt auch noch alles sauber mit meinem Küchenpapier. Sehr vorbildlich.

 

Schön wie ich das alles so hin kriege.

Als er weg ist, lasse ich das Wasser laufen. Es rinnt am Gewinde entlang auf den Unterschrankboden und dann hinaus, eine kleine Pfütze vor dem Waschbecken bildend. Sie ist dann groß.

Ich atme aus.

Und überlege die möglichen zu unternehmenden Schritte zwecks Abhilfe schaffend.
Szenario 1: Ich laufe raus und versuche den Handwerker noch zu erwischen und am Schlawittchen wieder in das Badezimmer zu schleifen

Szenario 2: ich rufe den Dolmetscher an, und er soll in dem Geschäft anrufen, und sagen, dass alles tropft, und so gehe es ja nicht, und der  Handwerker muss noch mal wieder kommen  

Szenario 3: Ich laufe gleich selber in das Geschäft und beschwere mich über die Schluderarbeit

Szenario 4: Ich mache weiter was ich mir für den Vormittag vorgenommen habe und gehe dann. Aber dann ist Mittag und alle schlafen. Oder ich lese kurz die emails und dann gehe ich.

Nein, ich geh jetzt gleich. Was gibt’s da zu verzögern. Es klingelt. Die Zeitung? Manchmal kommt der Zubringer auf Motorrad nicht herein. Schloss von der Eingangstür defekt.

Auf dem Monitor hält der Handwerker mir eine Rohrzange und große Spritze entgegen.

Er war also noch gar nicht fertig gewesen! In diesem Fall wäre das Chinesisch schon ein Vorteil gewesen.

Als alles geschraubt und verklebt ist, werde ich mutig und denke an einen anderen schon länger vorliegenden Schaden. Ich demonstriere mit der Handbrause, an der die halbe Wasserstärke außen entlang fließt, dass noch etwas im Argen liegt. Er versteht sofort, schraubt sie ab und bedeutet mir, dass er im Geschäft ein neues Teil holen geht. Bezahlung danach. Er schreibt dann alles auf.

Zurück, bringt er verschiedene Schläuche und Handbrausen zur Auswahl. Auf einer Rechnung stehen verschieden Zahlen. Er zeigt mir welche zu welchem Teil gehört.

Die Brause kostet immer 15, der Schlauch immer 25. Alles ist einzeln zu haben, keine Sets.

Die eine ist kleiner, die andere haptisch angenehmer im Griff. OK. Die Entscheidung ist gefallen. Ich nehme die mit dem Mercedesstern.

Jetzt haben wir einen kleinen und einen großen.

Und beide funktionieren tadellos.

Ich find das schön hier mit dem Handwerk.

Wer hier nicht klar kommt, kann einen Kurs bei mir machen.

Der geht so:

Sag was du brauchst. Nur das (Fasel’  nicht rum. Laß dich nicht durch Gespräche ablenken)

Leg das Geld auf den Tisch.

Guck ernst und besorgt

Prüf alles nach

Gib ein Geschenk. (Man sieht sich wieder. Bei dem Material hier, bestimmt)

Am besten in die Werkzeugtasche. Ohne große Erwähnung. Niemand möchte hier Dankeschön sagen.

Das wars.

 

 

 

Der See war natürlich wunderschön. Wie in einem Märchenbuch. Alles künstlich angelegt. Auch Lotusblüten riesengroß aus Plastik erfüllen zu jeder Jahreszeit den touristischen Anspruch an den See.

Zwei Steinlöwen unter Plexiglas. Ich kann mich grad noch bremsen da nicht jeden Tag hinzufahren.