
In großer Ruhe und Konzentration
wurde ich jetzt von einem Arzt befragt, wie nebenbei, aber mit Ansage, Fieberthermometer in mein Ohr, Blutdruckmanschette angelegt. Alles ganz langsam und überlegt. Zusammen gingen wir zur Blutabnahme. Alle Stationen befinden sich hinter, oder besser in verglasten Räumen. Eigentlich geht man nur Gänge entlang und arbeitet sich von Fenster zu Fenster vor. Dann wieder in das Konsultorium zum Abhören der Lunge. Und da konnte dann doch nicht auf das Röntgen verzichtet werden. Geräusche. Not clear. Ist er auch mit mir hin- gegangen.
Dann zog er sich zur Beratung mit Kollegen zurück.
Mit allen Befunden schon in Englisch erläuterte er mir dann wie vorzugehen sei. Bakterielle Infektion, sichtbar in den Blutwerten. Bronchitis. Antibiotikum und Mucosulvan. 5-10 Tage zu nehmen. Die Medikamente holte er in der westlichen Medizin Apotheke. Eine TCM Apotheke war das Fenster daneben. Und viel heißes Wasser trinken. Heißes Wasser ist die beste Medizin.
Ich wurde noch bis zum Ausgang begleitet mit Telefonnummern versorgt. Dichte Information an ihn sollte über SMS täglich erfolgen. Wenn ich mich nicht meldete, bekam ich eine SMS ob alles in Ordnung sei.
Ein Rundum-sorglos-Paket kann man sagen wurde da geboten.
Jetzt wurde es endlich besser.
Aber alles in allem war ich von 10 Wochen in dieser Stadt 5 Wochen richtig krank. Doch bedenkenswert. Es gibt herrliche, klare Tage, aber Einhalt müsste diesen privaten Koklern mal geboten werden. Da werden Plastik, Styropor auf Brachflächen, Baustellen, Gärten verbrannt und man kann wirklich kein Fenster offen stehen lassen. Es sind natürlich die Ärmsten der Armen, die so was zum aufwärmen oder kochen machen. Hab ich gesehen, selbst in der Innenstadt. Und die Polizei drückt dann beide Augen zu. Bloß kein Streß. Allerdings auch bei ungefiltertem Industriequalm. Alles lösbare Probleme. Die Aufmerksamkeit dafür ist auf jeden Fall schon bis in die Medien vorgedrungen. Politiker und Ärzte dürfen sich dazu äußern.
Über Todesstrafe und Umerziehungslager allerdings noch nicht.

Schön fängt mein Tag zum Frühstück auf dem Markt gegenüber unserer Anlage an. Aus 6 verschiedenen Getreide-Suppen nehme ich eine dunkle und 2 gefüllte Hefebälle. Mir gegenüber sitzt ein alter Mann in Maojacke und Mütze, der streng guckt. Ich versuche ein ganz kleines Andeutungs-Versuchslächeln. Sein ganzes Gesicht strahlt und leuchtet auf.
Gott sei Dank redet er nicht auf mich ein, wie der Mann mit dem Wasserpinsel.

Jeden Morgen malt er mit Wasser Gedichte auf die Steinplatten. Jedes Zeichen soll besonders gut werden. Sie trocknen schneller weg als er fertig wird. Er malt mit größter Freude, Entspanntheit und Konzentration. Und erzählt mir alles über die Gedichte. Sie handeln von der großen, runden Welt. Und der Zeit. Der endlosen Zeit.


Könnte jedenfalls sein.



Ein ThaiChi Meister in schwarzem Samt hilft ihm mir den Inhalt der Gedichte zu erklären. Eine Frau gesellt sich dazu und will mir das mal unter Frauen erklären. Die drei diskutieren jetzt ob man so ein Gedicht eigentlich heutzutage noch so unschuldig hersagen kann. Und ein Ausländer, wie soll der Arme das verstehen! Jetzt werde ich getröstet. Alles alter Schmarrn. Belaste dich nicht damit. Und? Wie ist China so? Na, cool, natürlich. Aber noch cooler sind die, die darin wohnen. Die Chinesen. Diese kleinen Schlitzohren.






In dem Mixer werden eingeweichte Getreidekörner mit heißem Wasser zu einem sahnigen Getränk aufgeschäumt. Daran nuckeln dann die ganzen Micky Mäuse genüßlich den Vormittag dran bis es dann endlich wieder heißt: "Lunchtime".
