Am Sonntag werden wir von unseren neuen Bekannten gleich wieder zu einem Ausflug mitgenommen. In zwei Autos, mittlerer weile sind wir zu acht Erwachsenen, geht’s zuerst zur Oma in einem großen Haus in einer kleinen Stadt.

Wir bekommen Tee und Kekse. Niemand trinkt die kochendheißen Plastikbecherchen aus oder isst die Kekse auf. Die Oma möchte Fotos mit allen. Wir wären ihre „VIPs“, sagt der Lehrer. Durch saftig grüne Landwirtschaftsflächen geht’s zur Schule des Lehrers, der uns so schön übersetzen kann. Auch am Sonntag ist Unterricht. Es gibt auch Klassen die abends Unterricht haben. Das Gebäude ist immer genutzt.
Es gibt ein schönes Außengelände mit hohem Baumbestand, wie ein Park, Tischtennisplatten, viel mehr als im Görres Pausenhof.
Jetzt fahren wir wieder zu der Talsperre wie tags zuvor. Das Maodorf hatten wir schon abgewendet und zugegeben, dass wir gestern schon dort waren. Der Eintritt kostet dort immerhin 100 RNB. Wir sind 8 Erwachsene und zwei Kinder. Und trotz einiger Telefonate mit Entscheidungsträgern war am Ticketpreis nicht zu rütteln
Aber beim nächsten Programmpunkt können wir doch nicht noch mal sagen „da waren wir gestern schon“? Wir verpassen den Moment uns zu outen. Hoffentlich verrät der Pförtner vor der Talsperre uns nicht. Niemand außer uns war bisher dort gewesen. Alle freuen sich. Und danach wahrscheinlich das Maorestaurant. Spätestens da werden wir auffliegen, dass wir das gestern alles schon mal hatten. Aber es kommt ganz anders.

Am Eingangstor ist ein anderes Pförtnerteam, alle tollen mit mitgebrachten Snacks, z.B. in Salzwasser gekochte Erdnüsse mit Schale, danach im Backofen getrocknet, auf der Staumauer entlang, niemand scheint beeindruckte Reaktionen von uns zu erwarten. Wir blicken wieder total gebannt in die unberührte menschenleere Märchenlandschaft und mein Naturliebhaber fragt sich laut wie es wohl auf der Insel mit der einzelnen Villa traumhaft sein müsste. Kommt man dahin?
Ja, klar. Mit einem Schlauchboot und das ist schon auf dem Weg zu uns.
Tatsächlich biegt gerade ganz weit hinten ein Boot aus dem Reich vom Herrn der Ringe hinter einer Biegung hervor. Ein riesiger menschenleerer See und darauf kommt ein Boot langsam auf uns zugesteuert.
Drinnen sitzen sechs Männer mit Schwimmwesten. Sie betreuen die Uferlandschaft und die Insel. Vielleicht angeln sie auch, was für die Bevölkerung nicht mehr erlaubt ist. Auch nicht baden. Und das neu gebaute Hotel auf der Insel durfte nicht aufmachen. Jetzt haben es die Landschaftspfleger dort schön. Die Insel ist mit Pfirsichbäumen dicht bepflanzt, die gerade Früchte tragen. Rosen, Bananenstauden. Stufen zur Villa mit Holzveranda. Sehr romantisch und ganz verlassen. Mücken haben die Insel fest in ihrem Besitz. Wir fahren wieder ab.
Der Ingenieur mit fünfmarkstückgroßen Quaddeln an Hals und Armen.

Höchste Zeit für das leckere Abendessen. An einem fließenden kleinen Gewässer, liegen mehrere Lokale. Unser Gastgeber kommt aus diesem Ort. Ein alter Mann sitzt auf einer Steinbank an dem Kanal und verkauft ein paar Pfirsiche. Er sieht dauerlächelnd unserem Treiben zu.

Die Ausflügler aus der Stadt haben Spaß und lassen auftischen was an Bestem nur denkbar ist. Ich komme mir vor wie an der Seine 1880. Wir kaufen seine Pfirsiche und er bricht sofort auf. Es dämmert schon. Ab und zu fährt ein Motorrad oder Auto viel zu schnell durch die schmale Straße zwischen Wasser und Häusern. Wegen der Kinder wollen wir lieber drinnen essen, als wir draußen oder drinnen wählen sollen. Später als es dunkel ist, spielen die Kinder draußen auf der Straße.

Im Lädchen nebenan wird ein Fläschchen mit giftgrüner Tinktur zum auftragen auf die Quaddeln gekauft. Man kann beim abschwellen zugucken.
Die Mosquitos sind klein und fieß. Neulich war ein großes Insektexemplar Richtung Hornisse an der Innenseite meines Panoramafensters unseres Hotelzimmers zum Fluß, dass ich immer zur Hälfte geöffnet habe, wegen der Athmo von draußen. Es machte auch immer mal eine lautstarke Runde durch den Raum und meinem Kopf herum, sodass ich doch eine Entscheidung und Aktion starten musste. An der Scheibe wollte ich sie mit einem Handtuch zerdrücken. Klappte auch, sie fiel runter, ich trete zur Sicherheit noch zweimal drauf, es knirscht und knackt und … sie rüttelt und schüttelt ihren Chininpanzer zurecht, hebt schwankend wie ein Hubschrauber ab, dabei mit ihren 1000 Facettenaugen mir direkt ins Auge sehend, fliegt sie live und direkt auf mich zu.
Auf dem Flur hinter der Tür zu meinem Zimmer steht eine Frau vom housekeeping mit feuchtem Tuch in der Hand, die ich bitte mal einen Blick auf das Insekt in meinem Zimmer zu haben. Gestisch. Am Fenster entfährt ihr ein kleiner Schrei, sie wickelt das Tier an der Scheibe in ihr Putztuch und schmeißt alles in den Müllsack an ihrem Wagen.
Und da fällt mir natürlich die Geschichte von David und Goliath ein, die den Kindern nie richtig zu Ende erzählt wird. Toller Hecht dieser David mit seiner Steinschleuder setzt er den Riesen Schachmatt. Wenn es nötig wird könnte ich das doch auch, denkt der Dreikäsehoch. Aber so war es nicht ganz.
Als der Riese benommen am Boden lag, atmete David tief aus und ging zu dem Koloss, zog des Riesen Schwert aus der Scheide, holte aus und schlug ihm den Kopf ab.
Das gehört unbedingt dazu, wenn man sich an einen Riesen wagt. Sonst sollte man von der Aktion lieber die Finger lassen.

Und da läuft auch schon die Gans, die für uns zubereitet werden soll am Wasser entlang. Gerupft wird sie an dem Gewässer, gebadet und ausgenommen in einer sehr großen Metallschüssel.

In Teile zerlegt ist sie in einer Suppe gekocht der Höhepunkt unseres Abendmahles.