In der Rooftop Bar des Hyatt im 32.Stockwerk trinke ich ein Glas rosa Champagner zu 30€.

 Ich lege die roten Scheine auf den Tisch und zeige mit dem Finger auf den großen Vorsitzenden. Zu dem Kellner sage ich:“ Was hätte er wohl gesagt. Für ein aus Frankreich importiertes Alkoholgetränk einen halben Monats-Arbeiterlohn auszugeben?“

„This a special moment in your life, on a special place”. Und “Enjoy your drink”.

So kann man es natürlich auch sehen. Warum habe ich keine Flasche bestellt?

Wir stehen an der Brüstung. Links und rechts junge Chinesen, an den raren Tischen Ausländer mit Sektkübeln, um den Springbrunnen wieder gemischt, meist junge Frauen.

Plötzlich springen drei hinein, die Musik dreht auf, und sie planschen und spritzen wie verrückt. Erinnert an das zu vorgerückter Stunde Servietten-werfen im Kytharo. Ganz schön crazy soll das wohl sein.

Diese Ausgelassenheit. Woher kommt die? Der Arbeitsdruck? Schön wenn der Schmerz nachlässt? Es war unheimlich. Man muss das Publikum wohl kennen, um die Atmosphäre hier genießen zu können. Lernbereit sind wir am nächsten Abend wieder da. Die Terrasse ist diesmal einer geschlossenen Gesellschaft vorbehalten. „They dont want to be desturbed“. Vor allem bei den Kneippschen Wasseranwendungen wahrscheinlich. Ein Tisch am Panoramafenster im unteren Bereich der Bar reicht bei mir völlig als Adrenalin Kick beim Anblick von „Syline Shanghai, Fernsehturm,  The Bund“, alles beleuchtet in den Farben des Regenbogens.  Es gibt auch Drinks für 12€, Erdnüsse inclusive. Geht ja auch mal.

 


 

Die berühmten Thai Silk und Pure Chinese Silk müssen unbedingt getestet werden. Der fabric market stellt sich als ein Faß ohne Boden heraus. Einmal bei einem Schneider was bestellt hängst du an der Nadel. Ich muss jetzt jedes Wochenende nach Shanghai. Ich versuche es auf 14tägig zu strecken. Mein Ziel ist monatlich, oder sogar vierteljährlich. Aber das ist Zukunftsmusik. Runter kommt man da wohl nie mehr.

   Eine Handwerkerstraße hinter dem fabric market, dem Markt für Stoffe und deren Weiterverarbeitung ist von Bassins für Fische, Muscheln, Schnecken, auch mal Käfig mit Schlange reichlich durchsetzt. Ideal für ein spontanes frühes Abendessen. Wo eben noch Motorroller und Nähmaschinen

vor den Geschäften mit Garagentrolltor standen, werden Tische und Stühle im bewährten weißen Plastik-Stapel-Design verteilt. Bei jeder neuen Tischbelegung wird eine dünne Folie, Tütenqualität, um den Tisch geknotet und kann nach dem Essen mit allen Resten ruckzuck entfernt werden. Nur französische Ober kriegen einen Tisch schneller wieder flott und belegbar.

 

Und die Tische sind heiß begehrt. Angenehmes Publikum von familiär Vater, Mutter, Tochter, bis mondän, großer Hut, roter lipstick, große Sonnenbrille mit drei begeisterten Zuhörern um sie herum gruppiert. Dazwischen Männerrunden mit Whiskey,  in Griffnähe neben dem Tisch auf der Erde ein Bierkarton platziert, auch Paare beim Sojatrunk. Schmeckt wie die Getreide Brühe, die ich Veronika in Nepal als Milchersatz aus Soja, Hirse, Gerste, Weizen gekocht habe. War alles aus dem eigenem Garten. Wurde zur Reismühle zum schroten gebracht. Später kauften wir in der „German Bakery“ das 7-Kornmehl schon gemalen. Nach der Prozedur der eigenen Herstellung kam es mir wie ein convenient Produkt vor.

  Schmeckt sehr neutral, kann man zu allem trinken. Das Sojagetreide hier ist aber sicher auch, wie das amerikanische aus genverändertem Saatgut.Kein Soja, kein Mais für mich nirgends.

Es gibt aber auch Frust bei der Nahrungssuche unterwegs. Nicht immer läuft man zur Hungerzeit an dem stimmungslagen-richtigen Etablissement vorbei, oder an überhaupt etwas Essbarem.

Und dann keine Adresse in chinesischen Buchstaben und der Taxifahrer nimmt einen auch nicht gerne mit, wenn er merkt man will ihm nur mit Handzeichen bedeuten, wo es hingehen soll. Das kann ganz schön im unterzuckerten Frust enden. Aber das Leben muss irgendwie weitergehen und die Taxifahrt tut das auch bis ein kleiner Straßenverkauf  aus einem Geschäft heraus auf dem Weg liegt. Im Fenster hängen 2, 3 Enten, zwei Typen machen Portionen fertig. Vor dem Verkaufsfenster wartet eine Schlange von vielen, vielen, in dem Laden ist es proppevoll. Dahinter ein Restaurant, hinter jedem Tisch warten schon die nächsten Gäste.

Eine Treppe führt in das Restaurant im ersten Stock. Dasselbe Bild. Hier noch eine Empfangsdame. Alles ist reserviert. Trotz Reservierung bekommt man noch eine Nummer und muss warten. 1, 2 Stunden. Es gibt noch Restaurants im 3. und 4.Stockwerk. Überall das gleiche. Bei jedem Treppenaufgang eine Sesselgruppe, auch total überbe-sitzt. Ein gut englisch sprechender Mann erklärt uns das System und wie beliebt der Laden ist. Er hat auch Tipps und schreibt auf. Wir wollen in einen Laden in der Nähe, den er beschrieben hat. Er bietet  an uns hinzubringen. Tochter und Mutter halten derweil die Stellung ihre Reservierung anzutreten. Es ist wirklich nicht weit und er bringt uns vorbei an der Empfangsdame unten in der Haustür, als Restaurant für uns absolut nichts darauf hinweisend,  mit dem Fahrstuhl in den 4. Stock, wieder ein Empfangstisch, erst um die Ecke erstreckt sich ein großer Saal mit den üblichen runden Tischen für 8, Fenstertische für 4 Personen, der Esssaal mit Fenstern abgeteilt zu den Köchen. Alles dreht sich um die Pekingente und Shanghaier Seafood Spezialitäten.

Wir waren zweimal dort. Die Adresse gehört auf chinesisch geschrieben zu unserem Shanghaier survival kit.

Fragt mich nicht wie der Laden heißt. Es gab zu viele Antworten auf diese Frage.

 

 

 

 

 

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