Und am Sonntag der voller tief hängender Regenzeit - Wolken nachdenkliche Stimmung anweht, fährt wieder die ganze Clique aufs Land zum Mittagessen und krönt den Monsunnachmittag mit einem Museumsbesuch in Jiangshan - Museum.

Nähere ich mich schon verdächtig Edith an, in ihrem Tagebuch im letzten Fünftel? Nein. So war der Sonntag wirklich.

Der Lehrer rief mehrmals an und wir wurden wieder abgeholt.

Diesmal waren zwei neue Ehepaare mit je einem Kind dabei. Die einen Musiklehrer. Stellte sich heraus als wir „Freude schöner Götterfunken“ zur Tischunterhaltung beitrugen. Kommt immer gut an. Ich henkel mich bei meinem Werner – Compes - Schüler ein und los geht’s. Mit zum Teil genialen neuen Texten. Geantwortet wurde mit Summen von „Für Elise“.  Es war trotzdem sehr schön.

 

Interessante Beobachtungen zu Land und Leuten gab es als sich herausstellte, dass die 16jährige Tochter des anderen Paares den Autoschlüssel im Auto liegen gelassen hatte und kein Zweitschlüssel existierte. Der Vater rief tausend Leute an, Klaus wollte mit dem fahrzeugfremden Schlüssel des Gastgebers etwas ausprobieren. Diese hilfsbereite Nummer von ihm kannte ich schon aus Addis. Ich glaube er brach in einer kleinen Ortschaft 4 Stunden von Addis entfernt ab, wo ich Rosen für den Garten kaufen wollte. Wir haben den Sonntag dann in Bussen mit hin und her fahren verbracht. Der Gastgeber gab den Schlüssel auch nicht her.

Der Vater brüllte jemanden am Telefon an und zusammen. Ich glaube es kamen die Worte „Eierabreißen“ und „eigenhändig“ drin vor,  und plötzlich hieß es, alles geklärt. Das Auto ist aufgeschlossen.

Also das gibt es schon, dass man laut wird, wenn´s nicht so rund läuft.

Das mit dem „Gesicht verlieren“ ist doch auch erst mal nur ein schöner kompakter Begriff, der sich schnell dahin sagen lässt und so etwas wie Mentalitätsmerkmal und –verständnis aufkommen lassen will. Aber wer auf dieser Welt lässt sich schon gerne in der Öffentlichkeit kritisieren oder beleidigen oder gar demütigen?

Also ich kenne niemanden. Und warum soll das jetzt in Asien etwas  besonders kulturell charakteristisches sein? Rücksicht und Höflichkeit ist überall ziemlich wichtig, wenn man nicht von lauter Rachsüchtigen umgeben sein möchte.

 Und Rumpelstilzchen macht sich natürlich auf der ganzen Welt zum Narren, nicht nur in Asien. Das hat der Vater nicht gemacht. Es klang einfach dunkel und bedrohlich. Und dann war alles vorbei und es wurde wieder gescherzt und geknipst und weiter gegessen natürlich.

Eine Gans und ein Fisch und viele grüne Gemüse Gerichte.

Vor dem Essen als wir dazu stießen, wurde Karten gespielt. Eine große Leidenschaft, neben dem Majong Spiel. Vor dem Essen mit Sonnenblumenkernen, nach dem Essen mit Tee. Man meint es wird doch mehr abends gespielt als Fernsehen geguckt, der natürlich immer läuft.

Für uns wird manchmal CCTV news auf Englisch eingestellt. Sterbenslangweilige Beiträge über die erste Chinesin im All mit einem alten Recken aus Amerika als Gesprächspartner im Studio. In anderen Programmen Vorabendserien, Novellas. In  einer spielt immer das Jahr 1941 eine Rolle.  Da werden dann Archivaufnahmen mit eingeblendet, in denen  Bombenteppiche abgeworfen werden. Eine andere mit grotesken Kostümen und Kopfputz quer durch sämtliche Kaiserdynastien.

Heute Morgen beim Frühstück habe ich einen Film gesehen indem zwei Frauen Kung Fu-mäßig miteinander kämpften. Auf einem Schiff, die schmalen steilen Treppen rauf und runter, dann durch den Maschinenraum. Ein Kind das beschützt werden musste war auch noch dabei und ein Mann sah entsetzt zu. Am Schluß lag die eine Frau am Boden, brannte lichterloh und hielt ihr verbranntes Gesicht noch mal in die Kamera und die andere floh mit dem Kind und dem Mann weiter zum nächsten stunt, diesmal mit Pistolen. Also die Böse brannte.

 Der Film war nicht neu, aus den 90ern. Warum wird der jetzt gezeigt? Weiß man nicht.

 Ich weiß aber dass 50 000 Leute mit der Sichtung der online Einfuhr, zulassen oder nicht, beschäftigt sein sollen und ich deswegen u.a. „yahoo“ Adressen meist nicht erreichen kann.  Dann wieder „hotmail“ nicht. Am nächsten Tag geht’s dann wieder. Aber die Seiten sind immer voller Lücken, wo eigentlich die Werbeframes plaziert sind, von „gesichtsbuch“ und „zwitscher“ z.B. und „deineRöhre“  Die Jugend soll vor „vulgären Seiten“ geschützt werden. Stand grad in der China Daily. Und die Staatsautorität nicht unterminiert werden. So ist das eben. Es gäbe fiel zu verlieren. „Unser schönes China darf nicht untergehen“ heißt es in dem anfangs als brutal ausgeleuchtetem, wie ein Pornoschocker daherkommenden „Gefahr und Begierde“ Film von Ang Lee. Sehr interessant für Frauen, da der der Film von einem Mann gemacht ist.     Zuerst wie sie als gurrendes Püppchen den Mann scheinbar an der Angel hat, ihrer Angel, ratzfatz von demselben vergewaltigt wird und es sind keinesfalls mehr ihre Regeln und die ihrer politisch aktiven Freunde nach denen ihr törichtes, eingefädeltes Komplott dann doch seinen dramatischen Verlauf nimmt.  Am Schluss besteht die ganze Welt aus deutlich sichtbaren Pappmachekulissen und Studioaufnahmen. Nur die sexuellen Begegnungen der Protagonisten sind die einzige deutliche, echte Realität( Licht, Kulissen).  Mein Lieblingsfilm von ihm ist aber „EatMan DrinkWoman“. Wenn der Vater kocht und kocht, nichts wichtiger als der Termin mit den drei Töchtern und sie dann mit den Stäbchen ganz abwesend vielleicht zweimal in einer der Kostbarkeiten picken, die den Tisch fast zusammenbrechen lassen. Das erinnert mich an irgendetwas sehr trauriges und Wahres aus dem echten Leben.

Das Museum war eine verrückte Sache. Hunderter ausgestopfter Enten, Menschen aus Bronze. Ein Dino mit Bewegung und Geräusch. Ein großer Kinderspaß. Auf einer Tafel Geschichte zur Stadt Jiangshan in homöopathischer Dosis.

Eine gute Unternehmung für diesen Regentag.