Was hört man als erstes, morgens, wenn man wach wird?
Kitschig aber wahr: Vögelchen, natürlich. Sie zwitschern überall ein wenig anders, haben Ornithologen herausgefunden. Also die Amsel in Düsseldorf tiriliert unterschiedlich zu der in Ulm z.B. Sie haben also unterschiedliche Sprachen in denen sie sich verständigen. Man kann das hören, stimmts?

Nach den Vogelstimmen höre ich hier ein schlagen , wie Bretter, die zusammenknallen.
Dann ab halb 7, ein klatschen, klopfen und danach Musik, zart, Saiteninstrument ohne Dramaturgie, fließend worauf eine Stimme drauf spricht, unaufdringlich auffordernd.
Jetzt bin ich wach und steh auf.
Das erste sind am Fluß die Wäscherinnen, die ihre gewrungenen Stoffstücke auf die Steine knallen lassen. Oder mit einem kurzen Holzstock, der so aussieht, als ob man ihn auch noch für andere Sachen brauchen kann, auf die Wäsche schlagen.
Das klopfen macht ein Mann unter unserem Fenster. Erst klopft er seine Beine ab, dann den Oberkörper vorne, dann hinten.Die Musik stellt er dann von irgendetwas mitgebrachten loudspeaker mäßigen an und macht seine ThaiChi Übungen. Er hat ein weißes Hemd und eine messingfarbene Hose und Budapester an. Also südlich elegant. Schicker Typ.Seinen Kopf habe ich noch nie gesehen, ist in den Bäumen versteckt. Ich schaue von oben. Wir wohnen im 3.Stockwerk. Um sieben steckt er seine Musikanlage in einen goldenen Beutel und geht.
Drei Morgen war er da. Hab ihn nie wieder gesehen.
Ab halb sechs joggen und walken viele, mit und ohne Hanteln, auf der Flusspromenade.Manche gehen rückwärts, manche schlagen die Hände beim gehen aufeinander. Manche heben die Arme ausgestreckt waagerecht zur Schulter, als ob sie gleich wegfliegen wollen. Es wird mehr gegangen, als gejoggt.
Am Dienstag regnet es schön gleichmäßig. Die Goldfische im Außenteich schnappen glücklich an der Oberfläche. Es wird von Regenzeit gesprochen, die im Mai herrscht.

Ich versuche systematisch die Straßen abzulaufen. Breite Alleen mit Bäumen zum Himmel zugewachsen. Verkehr mäßig. Ganz viele Zweiräder und an Autos? Audi, BMW, Volkswagen, Mercedes. Können scheint ´s gar nicht dick und fett genug sein. Mittel und klein gibt’s weniger.
Komme zu einem Straßenmarkt. Gleich vorne eine Frau mit Nähmaschine und Schuhen.
Das Gummiband von meinen Sandalen hatte sich schon bedrohlich in Richtung Endauflösung aufgeribbelt. Die Chance für meine allrounder? Natürlich. Aus einer Schublade kommt das Gummiband in der exakten Breite. Mit einem Nahtauftrenner werden die Reste von dem Lederriemchen getrennt. In allem eine handwerklich saubere Arbeit.
Eine Passantin gesellt sich dazu. Wir fachsimpeln auf chinesisch. Gut, die beiden jedenfalls.Mein Kommentar ist viel lächeln und nicken und lächeln und noch mal Kopf wackeln.
Ich denke die Gedanken sind nicht frei. Es wird schon was von mir zu verstehen sein.
Vor lauter guter Laune kaufe ich drei einzeln in Cellophan gewickelte Zitronen, eine Apfelsine und Bananen. Drei Kilo. Eigentlich wollte ich den kleineren Teil. Wohl ein Missverständnis.
