Die Lu Xi North Road ist ein breiter Boulevard, wie die Bismarckallee, wenn nicht wie Unter den Linden. Wenn man nicht queren muss, ist ein kontinuierliches fahren durchaus möglich.

Eine durchgezogene weiße Linie trennt die Autos von Fahrrädern, Rikschas und Rollern. Und es wird nicht schnell gefahren. Wichtig ist der Flow. Lieber wird drum herum gefahren, als abgebremst.
Ohne Gangschaltung zockele ich zu einem mehrstöckigen Supermarkt. Wo Gan mit Namen

In einem Geschäft für regionale Spezialitäten, eingeschweißte ganze Schinken und Alkoholisches, und kistenweise Geschenktüten, frage ich nach Weißwein und es wird gleich hilfsbereit von der netten Frau rumtelefoniert und mir der Hörer in die Hand gedrückt. Ganz sachlich wird mir der Weg zum Supermarkt auf Englisch beschrieben. Jetzt winken wir uns immer zu. Winke, winke 2 ist der Abendessentischplatz, winke, winke 3 der Massageladen, winke, winke 4, der Afghane mit den Lammspießchen an der Ecke und winke, winke 5 die copy shop Mädchen, die mir Werners Liederbuch mit Spirale versehen haben.
Im Untergeschoß des Wo Gan Elektrogeräte, die einen Vergleich mit deutschen Preisen nicht zu scheuen brauchen. Will sagen genauso teuer wie bei Saturn.
Alles mit Rolltreppen erreichbar. Im ersten dann Haushaltsutensilien und Nützliches.

Wir kauften ein Badmintonspiel und eine sehr große Porzellantasse mit Deckel für meinen Pfefferminztee, kommt hier aus der Apotheke aus einer von hundert Schubladen, nur verholztes, Blätter schimmeln wahrscheinlich sofort. Die Luftfeuchtigkeit ist hier höher als in Shanghai. Gefühlt. Man versteht, dass Gebäude lieber abgerissen und neu gebaut werden, als immer wieder zu renovieren. Auch die Vorteile der Verfliesung gegenüber dem verputzen sieht man am vegammelndem Beispiel mancher Häuserzüge.
Dann kommt die Lebensmittelabteilung. Alles so schön bunt in Glitzertütchen luftdicht und hygienisch verpackt. Endlose Regalreihen mit getrocknetem.????`? Und Geliertem. Vakuum verpackt.
In der Frischeabteilung Aquarien mit viel erstaunlich kleinem Geschlängel und Gekrabbele, auch eine Schildkröte ist dabei, die sauber und gesund aussieht. Einmal hatte einer am Straßenrand drei in der Hand zum Verkauf an die Autofahrer. Viel Geflügel auch in schon zubereiteter Form. Köpfe mit langem Entenschnabel dran, Kratzfüße gedämpft, gebraten, frittiert, hat man alles schon mal gehört, stimmt aber auch. Eine ausgeklügelte Hochküche eben. Und viele Münder zu stopfen. Da kann man kein Schnäbelchen oder Öhrchen verachten. Neulich gab es sogar den Schweineohren Skandal. Da hatte ein Lieferant die sehr begehrten Schweineohren künstlich hergestellt. Führte landesweit zu Empörung und verschärften Lebensmittelkontrollen. Morgens im Fernsehen konnte man tagelang Schweineschlachthöfe mitbesichtigen und Chemie Biologen über Mikroskopen gebeugt im Labor bewundern.
Des weiteren wanderten wir an tausenden zubereiteten Salaten und Gemüse zum mitnehmen vorbei.
Ich kaufe eine halbe Ente, die in Scheibchen gehackt und mit einer wässrig scharfen Koriandergrünsoße ins Plastiktüchen abgefüllt dazu gegeben wurde. Auch gerne alles noch mal in die Mikrowelle rein. Dann noch ein Pfund Salat mit dicken langen Glasnudeln, Pilzen, Bohnen, Spinat. Mit einer Schere werden die großen und langen Teile noch mal mundgerecht geschnippelt, noch mal viele Extras in kleinen Schälchen dargeboten als Option dazu und die Hände der Verkäuferin immer durch Plastiktüten geschützt in einer Schüssel durchgemengt.
Den Weißwein gabs auch. “Italien Riesling dry wine“. Hört sich gut an und Papier ist ja geduldig.
Hat alles köstlich gemundet und gut getan.