Die Lufthansa Crew ist ein Geschenk. Trotz ausgebuchtem Flug und obwohl bei unseren Tickets alles was nur schief laufen konnte, schief lief, bekommen wir beste Plätze, will sagen, ohne dritten Mann, aber auch ohne entertainment facilities. D.h. die Kanäle für die Filme funktionieren nicht. Deswegen wurden die Plätze nicht belegt.

60km vom Flugplatz entfernt liegt der Bahnhof H. für unsere Strecke . Ab der Landung haben wir 85 Minuten das zu schaffen. Inclusive auf vier Gepäckstücke warten, ein Taxi ergattern, die Tickets am Ticketschalter im Bahnhof mit einem Ausdruck abholen und auf das richtige Gleis mit dem Gepäck natürlich durch alle Sperrungen und Ticket- und Passkontrollen gelangen. Und wie schafft man das? Genau. Man streicht ein paar der Punkte.

Als wir alles vom Band hatten geht es zügig durch Gänge zu den Fahrstühlen und nicht zu der Taxiabfahrtstelle mit ihren endlosen Schlangen, sondern ein Typ im Fahrstuhl „I am one of the airport stuff, you know“ nötigt uns im falschen Stockwerk auszusteigen. Dort kommen die Taxen an. Erst packt uns Entsetzen. Wir schütteln ihn ab, aber dann erkennen wir unsere Chance und laufen zu einem großen, gerade frei gewordenem Wagen. Der Mann erkennt unser Sinnen und schon ist alles verstaut und die Fahrt beginnt.

11:20 fährt unser Zug ab. 11:05 erkennen wir die Gegend um den H.Bahnhof.

11:12 steigen wir aus dem Taxi. Tickets abholen wird gestrichen. Der Ausdruck für die Reservierung muss erstmal versucht werden.

Mit gebeugten Knien in vorschriftsmäßiger Abfahrtsskihaltung ziehe ich zwei Koffer auf die alle Taschen und Tüten gestapelt sind im Schweinsgallopp durch die Bahnhalle. Menschen gehen zur Seite, weichen aus, Türen öffnen sich, Kontrolleure wollen keine Tickets, keine Pässe, sie geben mir noch einen Schupps, wollen das ich weiter komme und laufe. Ich will aber nicht mehr. Ich will mich setzen. Ich will den Zug verpassen, ein Bett und schlafen. Ich übergebe mich gleich vor Erschöpfung. Klausens einer Koffer hinterlässt eine klare Flüssigkeitsspur durch die Halle. Das war das letzte Mal dass ich ohne Not so unter Zeitdruck reise. Plötzlich ist er vom Erdboden verschwunden. Ich laufe weiter, finde die Abfahrtszeit für unseren Zug nicht mehr, alles auf Chinesisch, außer den Zahlen. Unsere Chinesischen Simkarten sind noch nicht eingelegt. Wenn er jetzt schon im Zug sitzt? Ein Mann macht Armzeichen wie ein Verkehrspolizist. Da steht Klaus. Ohne Koffer. Die fahren alleine die Rolltreppe zum Bahngleis runter. Meine werden jetzt auch gezerrt, geschoben, gedrückt, alles auf die Rolltreppe. Ich hinterher geschuppst.

Wir fallen dem Gepäck hinterher in den Zug. Durch drei Waggons kommen wir zu unseren reservierten Plätzen auf denen zwei Männer sitzen, die sich sofort erheben. Ich bin sehr unglücklich. Gleich geht eine endlose Situation bei der Ticketkontrolle los. Klaus untersucht in der Zeit bis dahin den Koffer. Eine von zwei Mosel – Rieslingflaschen hat es nicht gepackt. Wars das Tropenklima? Wars das Gerüttele und Geschüttele? Wir wissen es nicht. Sie ist dahin und mit ihr ein kostbares Stück erhoffter deutscher Frohsinn und Feierkultur mitten in China.

Die Ticketkontrolle naht in Gestalt der liebreizenden Bahnbeamtin im Stewardessen Look. Sieh nimmt unseren Ausdruck ohne erkennbaren Ausdruck von Erstaunen entgegen, vergleicht mit ihren eingeklemmten Listen, setzt Häkchen hier und auch da noch mal und das wars. Ich würde jetzt gerne zur Belohnung ein bisschen weinen. Aber belohnt werden muss Klaus fürs Nerven behalten, deswegen erkläre ich mich bereit durch 8 Waggons hindurch zu laufen und Wasser zu holen.