Mr. Feng kommt eine halbe Stunde später. Es fährt kein Auto vor. Er kommt zu Fuß.

Die Autos halten auf der Strasse schon in Fahrtrichtung. Wir fahren mit Hellen bei einem schwergewichtigen jüngeren Mann mit. Anstelle einer Begrüßung sieht er uns belustigt an. Jetzt fahren wir 1 ½ Stunden.

Die Wege werden schmaler, steiler. Wo soll ein See hier oben liegen?  Wir sind falsch. Alles zurück. Das passiert noch zweimal. Männer fragen ja auch nicht gerne. Gegen 10 sind wir an einer wirklich schönen, verwunschenen Stelle eines kleinen Stausees.

In 300m Entfernung sind Bassins einer Fischfarm zu sehen.

 

 Die drei uns nicht bekannten Männer stellen sich ihr Angler-Equipment auf

und legen los. Richtige Profis. In ihren Alustühlen, die wie abgesägte Regieklappstühle aussehen und an denen die Angel festgeschraubt werden kann machen sie es sich mit ihren Kippen bequem.

 

 Einer gibt Klaus eine Angel in die Hand. Bald stört Klaus aber wo er steht und wird zum Ufer hin um- und abgestellt. Jetzt wird Herr Feng aktiv und besorgt Bambusstühle von einem Bewohner der drei in Sichtweite gelegenen Häusern.

Für Hellen und mich reichen sie nicht Wir gehen soweit spazieren wie wir uns zu entfernen trauen. Bambuswälder umgeben uns. Manchmal begegnet uns eine Frau oder Mann mit Holz über der Schulter  Hellens Mobilnetz funktioniert hier erstaunlicherweise sogar noch. Besser als an der hessisch/thüringschen Grenze.

 Bald geht es zum Lunch. Die Angler kommen nicht mit. Wir fahren zu dem Gemeindeverwaltungshaus zurück, an dem wir auf dem Hinweg vorbei fuhren. Herr Feng kennt den Chief. Trotz Sonntag müssen einige der 26 Beamten die Stellung halten. Eine Frau sagt, sie sind für 9 Gemeinden a 3000 Menschen zuständig. Sie fühlen sich sehr weit weg von aller Entwicklung und Fortschrittlichkeit.

 Dann geht es wieder zum angeln. Am See erfahren wir, dass Herr Feng in dem Gemeindebüro geblieben ist. Er hat nicht soviel Interesse am Fischen. Die drei Typen haben wohl nur ihm zuliebe uns mitgenommen, knurren, dass das ein Scheißplatz hier sei. An ihrem üblichen Sonntagsplatz fangen sie mehr.

 

Scheinbar mussten wir dafür herhalten, damit Herr Feng seine alten Kumpel von der Verwaltungsschule mal wieder besuchen konnte. „Die Ausländer wollen unbedingt mal fischen gehen. Da komm ich dann bei dir vorbei“.

 

 

Erst als es dunkel wird brechen wir auf. An dem Gemeindegebäude wird wieder gehalten und wir müssen dort noch zu Abend essen.

Es wird noch lange palavert bis wir dann endlich abfahren und um 10 am Hotel sind. Alles interessant, aber doch ein sehr langer Tag. Und fast ohne Herrn Feng, den wir für einen begeisterten Angler hielten, der uns seinen Lieblingsplatz zeigen wollte.  

Am nächsten Sonntag will Joyce dabei sein. Und nach dem Lunch ist Schluss. Sieht sie auch so. Was immer Herr Feng diesmal vorhat.

Von Wasserbehörde ist dann am nächsten Sonntag im Auto auch nicht mehr die Rede. Auch nicht von Fabriken besichtigen. Mehr von „industrial areas“. Wir fahren außerhalb Jiangshans zu einem Industriegebiet, dass noch mal eines werden will, wenn es groß ist. Bis jetzt stehen dort eine Stahlröhrenfabrik und noch eine zweite Fabrikanlage. Das wars mit der industrial area hier seit Jahren bisher. Nun soll das Gelände auf 22 qkm erweitert werden. Dazu werden Berge abgetragen und an anderer Stelle Talsohlen aufgefüllt. Alles ist voll Bagger und Planierraupen. Strassen gibt es schon. Auf der Fahrt fällt uns ein Fahrzeug vor uns auf, das mit Warnblinker fährt. Es gehört zu uns. Wir fahren im Convoi . wir in der Mitte. Mitten in diesem Erdbewegungsgelände halten wir. Wir sollen mal keine Visitenkarten verteilen, sagt Joyce. Es ist ein informelles kennen lernen. Alle steigen aus.

Etwas umständlich werden uns zwei Typen vorgestellt. Sie vermitteln für das government von Jiangshan hier Grundstücke die  zum Kauf für Industrieanlagen gedacht sind. Joycee sagt schnell, sie habe auch vor hier Land zu kaufen. Der qm Preis 24.000 Euro.  

Ein Scherz? Klaus stellt viele Fragen zur Infrastruktur. Transport? Das nervt sie schon. Alles wird zugesichert und bestätigt. Das wird alles in zwei Jahren hier ein „Garten“ sein. Es werden drei DIN A4 Seiten mit chinesischen Zeichen vorgezeigt. Ich sage, das muss alles von einem vereidigten Übersetzer ins Englische übersetzt werden. Vom Justizministerium beglaubigt werden. Das nervt noch mehr. Meine Haare wehen senkrecht nach oben. Der Wind stürmt richtig. Wir stehen an einer Straßenkreuzung umgeben von roter Erde. Es gibt nicht mal ein Büro in das wir geführt werden.

Wir verabschieden uns von den beiden Männern dort auf der Straße.

In dem dritten Wagen sitzen drei Frauen. Eine Fahrerin, die wie ein Filmstar aussieht und zwei Frauen in meinem Alter, die bei Behörden tätig sind. In leitender Stellung natürlich.

Architektur- und Wasserbauwesen wird erwähnt. Wir sind an einem Abhang mit Kiwibäumen. Wir können uns selber dort welche pflücken. Schuhmäßig waren wir auf Büro und Werksbesichtigung eingestellt.  Wir essen dort auch und Klaus hält eine kleine Rede. Wir werden die Industriegebietsache an unsere Stadt und unseren Industrieclub weitergeben und das hohe Lied von Jiangshan singen. Interessiert Herrn Feng scheinbar nicht im Geringsten. Zwei Typen dachten, zwei foreigner kaufen jetzt Land und sie kassieren Vermittlungsgebühr. Am government vorbei, aber mit Einverständnis des governments. Und das wollte Mr. Feng ihnen ermöglichen.

 Muss der Bauer mit den Kiwis das Essen zahlen und die Kiwis hergeben? Klaus denkt dass es so ist. Nach dem Essen sollen wir noch auf Maiskolben warten. „Steamed“. Sind noch nicht gar. Aber was total Leckeres. Ich soll mit in die Küche kommen und zugucken. Für mich ist es Viehfutter und stinkt, wenn man die Kolben kocht. Ich gehe lieber zu Klaus ihn mal nach seinen Verbindungen zum Industrieclub Düsseldorf fragen.

Wir fahren mit Joyce ab. Mr. Feng bleibt mit den Frauen,  

Mr. Feng kann eine Hilfe bei dem Einwohnermeldeamt sein, sagt Joyce.

Später kommt sie noch mal im Hotel vorbei und zwingt mir einen Korb mit Kiwis auf.

Die Beamten demonstrieren, dass sie Macht haben. Es reicht ja wenn dein Antrag einfach ignoriert wird. Also wird ständig Gefallen hier und da getan. Jeder jedem. Ein filigranes Abhängigkeitsgefüge indem sich jeder befindet. Und auch befinden möchte.  Das nach Gesetzen vorgegangen wird und nichts anderem, glaubt keiner. Und möchte auch keiner. Jeder ist mal bei Rot über die Ampel gefahren, oder auch mehrmals. Gut wenn man einen Beamten kennt, der die Mahnungen in den Papierkorb wirft. Mehr ist ja nicht nötig.

Ignorieren, nicht darüber sprechen, verschwinden lassen.