Macao

Von der halben Million Einwohner Macaos sollen noch 300 Personen Portugiesen sein. Erschien mir eine hohe Zahl angesichts der Massen von Festlandchinesen, die Anfang Oktober die drei Inseln einkaufs- und spielwillig überschwemmten.Da haben sie auch kaum eine Chance sichtbar zu sein.

Wenn man bedenkt, dass Macao bis 1999 portugiesische Kolonie war, hatte ich doch mehr portugiesische Überreste erwartet, als Barockfassaden, die dem chinesischen Festtagsgeschmack nicht Genüge taten und mit grellen Lampions und Girlanden überschmückt waren.


Portugiesisch ist noch immer Amtssprache, aber wer spricht das noch? Einmal, nach drei Tagen hatten wir uns in einem Villenviertel hinter unserem Hotel in rabenschwarzer Nacht hoffnungslos verlaufen. Mehrere Auskünfte führten uns bergauf und wieder bergab im Kreis herum. An einem Tor zu einem parkähnlichen Grundstück hielten sich an einem Wachhäuschen drei Männer auf.

Englisch konnte keiner. Aber der älteste in einem weißen Arbeitsanzug fragte mich, „fala portugues?“ Eine Erscheinung aus einer anderen Welt. Damit hatte ich nicht mehr gerechnet.

Seine Beschreibung reichte den Berg hinunter, wo wir vor Straßen und Abzäunungen standen. Ein Wachmann vor einem versteckt liegenden Hotel sollte uns ein Taxi rufen. Ein ganz schwieriges Kapitel in Macao und nicht durchschaubar. Auf freier Strecke hält kein Taxi, auch wenn leer und Frei-Zeichen. Es gibt bestimmte Haltepunkte. Deswegen das System der Hotels mit den Shuttle Bussen zur Fähre und dem inneren Bezirk. Von unserem Hotel verkehrte ein Bus halbstündlich. Sehr praktisch.
Also es wollte kein Taxi kommen. Bedauernde Mimik. Vorsichtig gingen wir weiter. Als wir von weitem ein menschliches Wesen erblickten, riefen wir und liefen auf den jungen Mann zu. Er versuchte mit unserer Karte klar zu kommen, dann bot er an, uns bis zu der Adresse zu begleiten. Eine Bushaltestelle für ihn. Wir sprachen über Macao und die staatliche Freigabe für jedermann Kasinos zu bauen und zu führen. Es heißt Tourismus, aber die Festlandchinesen gehen nur ins Kasino, sagt er.






Wir sind nicht ins Kasino gegangen, aber wir haben einen am Hang liegenden Park erwandert und einen anglikanischen Friedhof mit Kapelle besucht und besichtigt. Morrison Chapel. Das war eine portugiesisch angemessene melancholische Unternehmung. Jeder Grabstein eine Geschichte. Von hoffnungsfrohen Ankömmlingen und tüchtigen Durchhaltern und natürlich die im Wochenbett jung verstorbenen Frauen. Robert Morrison übersetzte die Bibel ins chinesische und gab das erste chinesische Wörterbuch heraus. So um 1820.
http://www.bdcconline.net/en/stories/m/morrison-mary-morton.php




In einer kleinen Strasse, in der es beidseitig von Geschäften wimmelt, hat ein junger Mann, Halbportugiese seiner Aussage nach, einen Caterer Service aufgemacht.

Angeblich fangen die Portugiesen an nach Macao zurück zu kehren. Er zeichnet in unsere Karte wo der einzige wirkliche Portugiese mit authentischer Küche liegt. An einem Strand. Es fahren Busse dorthin. In dem Bus sitzt eine westliche Frau mit chinesischem Mann. An der Endstation gehen sie zielstrebig auf einen Eingang zu. Das ist der Portugiese. Mehrere Terrassen, Räume, Fenster mit langen Spitzengardinen, Wind durchweht. Leicht, luftig und da sitzen sie über „galinha“ und „bacalhao“. Die ersten Portugiesen, denen ich in Macao begegne. Zart, leise lächelnd unterhalten sie sich in fünfer, sechser Gruppen. Da ist sie die wehmütige Atmo, für die einige Leute auf dieser Welt anfällig sind. Ich glaube ich muss mal auf die Kapverden. Visitar a grave da Evora.
