An der Rezeption liegt noch der Kopf der Nachtschicht im Tiefschlaf auf dem Laptop.
Einige stehen vor dem Bus und rauchen noch eine als wir mit einem Nespresso auf der Zunge unser Hotel verlassen. Der Fahrer eilt uns entgegen und verstaut unsere Taschen zu den drei anderen, die Gepäck mithaben. Für die 36 Stunden hat die Mehrheit sich nicht mit Köfferchen belastet. J. hat Frühstückbeutel für uns dabei. Zwei gefüllte Hefeklopse, zwei gefüllte Reistrapeze im Blatt, ein warmes Sojagetränk eingeschweißt mit Strohhalm. Warum beschreibe ich das so genau? Weil ich einen Wahnsinnshunger habe und alles bis zum letzten Krümel verputze.

Vor dem ältesten Kino von Jiangshan, in der Strasse in der auch unsere vietnamesische Fußmassage liegt, steigen die meisten ein. Der Chairman, der Photograph, er ist so eine Art Kulturbeauftragter, lustige Mädchen um die 30, eine Mutter mit 9jähriger Tochter, zwei Männer um die 50, die anderen Männer jünger. In Quzhou(Tschüsu), kommen noch die Schwester einer jüngeren Frau und zwei Männer dazu. Ihre braun gelockten Haare und Kulleraugen zeichnen sie als Alphaweibchen aus. So grüßt sie, so lässt sie links liegen, so platziert sie sich. Neben ihrer jüngeren sehr attraktiven Schwester sitzt der chairman. Als wir vollständig sind hält ein junges Mädchen im Trainingsanzug und Baseball cap eine Ansprache. Sie organisiert alles, an sie wenden wir uns bei Fragen. Immer schön bei der Gruppe bleiben, pünktlich am Bus sein. Später wird eine Reiseleiterin dazukommen, die uns führt und erzählt. Jetzt werden erstmal Wasserflaschen an alle verteilt, danach beige Hütchen mit Burberryfutter. Die nächste Runde sind rote Samttäschchen mit Augenmaske, aufblasbaren Nackenhörnchen und Ohrstöpseln. Und dann noch für jeden eine Plastiktüte. Daraufhin versinkt der ganze Bus in Tiefschlaf. Jede Stunde halten wir zur PP und was zum knuspern kaufen.

Wann man auch zum Fenster hinaus sieht ist die Landschaft märchenhaft, verwunschen schön, die Landwirtschaftsflächen tadellos. Viel sieht man wie mit Kanistern auf dem Rücken Felder abgegangen werden und gespritzt wird.
Zum Lunch sitzen wir an drei Tischen auf die dampfende Platten gestellt werden. Alles klein und fein. Keine Massenabfertigung. Man braucht eine Lizenz, wenn man Busse verköstigen will, für die man sich bei der Qualität sehr anstrengen muss. Chinesen mögen sehr duldsam sein. Beim Essen hören die Nachsicht und der Spaß schlagartig auf. Man muss nur mal zusehen mit welcher Ernsthaftigkeit mittags die zwei, drei Tellerchen gewählt werden, die dann ratz, fatz in fünf Minuten vertilgt werden.

Wir nähern uns unserem ersten Anlaufpunkt. Es regnet nicht mehr, aber es bleibt bewölkt.
26°C, ein idealer Badetag. Auf einem Parkplatz für Busse steigen wir ausgerüstet mit FlipFlops, Sonnenschutz, die Frauen haben sich schon im Bus mit „Sonnenprotection höchste Stufe“ einbalsamiert. Geschminkt wird ja nicht viel hier in der Provinz, aber weiße Haut und extrem manipulierte Augenbrauenform leistet sich doch jede Frau.

Wir gehen durch eine Stahlabsperrung, würdig eines Ansturmes bei einem Fußball-Europameisterschaftsspiel, und laufen Treppen durch eine parkartige Anlage. Unten angelangt einige Stände mit Essen und Kinkerlitzchen unter Bäumen, dann der Strand.
Eine Bucht von Felsen begrenzt, hohe Wellen, nach den Regenfällen milchkaffeefarben laufen im feinkörnigen Sand aus. Es ist ein Ebbe und Flut Meer.
J. sagt. Man hat uns ein Meer versprochen indem sich die Sonne spiegelt. Ich sehe hier nur gelbes Wasser. Ich werde nicht in dieses Wasser gehen.
Ich auch nicht und zwar, weil es viel zu gefährlich ist. Wie auch das Wasser-Motorrad dass mit einem Affenzahn über die Wellen hoppelt.
Wir haben dann viel Spaß beim Strandlaufen, das Wasser ist so weich. Der Photograph stellt sein Stativ auf und wir werden in allen möglichen Konstellationen photographiert.
Irgendetwas fehlt mir an diesem Strand, obwohl doch für alles gesorgt ist. Ein schöner gemauerter Bau zum duschen und umziehen, Holztische mit Strohschirme, Steine zum klettern und der Strand und Sand Tipp Top sauber. Trotzdem. St. Tropez und Goa gehen anders. Selbst am Timmendorfer Strand kann ich mir eher Entspannung und mal einen durchziehen vorstellen als hier. Alle die hier sind machen einen einmaligen Tagesausflug und kommen von weiter her. Die jungen Männer sitzen glücklich im Wasser. Zwei Mädchen in Einteilern mit Röckchen gehören zu der Truppe. Sie genießen die einmalige Situation. „Beachlife“.
Während der Fahrt sah ich ein Schwimmbecken mit Bahnenkordeln auch eine Rutsche in einem abgetrennten Bereich. Aber alles wirkte doch, als ob man sich schon die olympischen Spiele vornehmen sollte, wenn man dort schwimmen wollte.