Einige Tage möchte ich doch verstreichen lassen bevor ich wieder anrufe.
Mein Anliegen ist dann mein Ohr. Nichts Schlimmes, aber wehret den Anfängen.
Ich möchte eine Salbe in der Apotheke kaufen. J. hat erst noch einen anderen Vorschlag. Wir gehen zuerst zur Gesichtsbehandlung. Eine Nichte arbeitet dort. In dem Gebäude hat sie 5 Jahre in einem Appartement gewohnt, wenn sie in Jiangshan war. Wir sind die ersten. Der Wachmann macht die Gitter für uns hoch und stellt den Fahrstuhl an. Oben ziehen wir unsere Schuhe aus und bekommen Gummilatschen dafür. Jeder der Behandlungsräume ist mit zwei Massageliegen ausgestattet. An den Wänden sind Kisten mit viel Goldprägung, wie kostbare Geschenke gestapelt. Alle mit Kosmetikprodukten in Ampullen und Döschen, jede Kiste mit Namensaufkleber von einer anderen Kundin.
Bei der Massage der Arme wird eine Weile der Puls abgedrückt. Und hui da ist das Blut wieder. Links stärker. Während dem abdrücken krault sie die Handinnenflächen und Finger, wie zur Beruhigung. Unheimlich. Dann will sie mir auch noch Elektroden aufs Gesicht kleben. Also sie tut es. Es kribbelt, es kribbelt den Hals runter und kribbelt zum Herzen und bevor das platzt möchte ich das nicht mehr. Sofort wird alles abgenommen. Was für eine Quatschmaschine. Die Produkte waren aber sonst angenehm.
Jetzt fahren wir ins Traditionelle Chinesische Medizin Krankenhaus.
J. hat eine Freundin, die im TCM Krankenhaus Ärztin ist. Für Kinderwunschpatienten.
Eine runde Empfangshalle mit mehreren Damen hinter Gittern, die Aufnahmeformulare ausstellen, wird durchschritten, dann eine Treppe hoch zu einem Gang mit offen stehenden Räumen, wo sich die Ärzte und Behandlungen befinden und abspielen. Alle Fenster sind zu der Platanen gesäumten Strasse hin geöffnet. Überall streicht ein leichter kühler Wind durch. Erst begrüßen wir ihre Freundin. Sie bringt uns zu der HNO Ärztin. Sie sagt es ist eine bakterielle Infektion in einem Anfangsstadium, eine Salbe reicht noch aus.
Ich werde gefragt ob ich zum Mittagessen zu der Freundin mitkomme. Sie wohnt mit Mann und Kind in einem 5stöckigen Mietshaus gleich in der Nähe. J. isst dort fast jeden Mittag mit ihnen zusammen. Ihr Mann bei der Polizei. Jetzt komme ich in so ein Mietshaus mal rein. Der Aufgang ist schmal bemessen, auf jedem Stockwerk zwei Türen bunt mit Neujahrswünschen beklebt. An einer klebt ein Aufkleber auf English: Here lives a civilized family. Wohl nicht ironisch gemeint. Kein Fahrstuhl, wir steigen in den 5.Stock. Die Wohnungstür öffnet eine ältere Frau, das so genannte Tantchen, dass die Wohnung in Schuss hält und natürlich gekocht hat. Wir sind die ersten, trinken Tee, essen Mandarinen, Kiwis, J. fährt den Computer hoch und spielt Karten, mir wird der Fernseher mit den unsäglichen Englischen Berichten angestellt. Aber ich hab ja noch mein NinJump zum spielen. Dann kommt der Sohn, spielt 5 Minuten Klavier, dann kommen der Polizist und J.s Freundin.
Ich werde vom Polizisten über meine deutschen Bundeskanzler seit Kohl informiert und aufgeklärt, dass die Deutschen die Zeche für faule Staaten zahlen müssen. Ich erzähle, dass ich eine Registrierung aller mal in D. gewesenen Chinesen bei der Polizei einsehen werde über einen Bürgermeistersohn. Das findet er ganz toll, aber es gäbe sicher keine. Ich kenne schon mal zwei. Aus dem office. Aber er ist hier der tolle Hecht. Nach dem Essen, jetzt isst auch das Tantchen und packt sich die Reste auch noch zusammen, bekomme ich noch eine Tüte Kiwis mit und dann werd ich die 300m zum Hotel vorgefahren. Zum Abend lädt J. mich und Klaus zu einem Essen ein, dass sie für einige Freunde und Verwandte geben will.
Wir werden natürlich abgeholt.
In einem kleinen roten Wagen asiatischer Marke. Der Fahrer ist der Besitzer vom „Stern des Ostens“. Im ersten Stock ein sehr großer Raum, ein runder Tisch für 15 Personen gedeckt, davor zwei eckige Spieltische. Eine ältere Frau mit langem Zopf, ein Mann, Joyce, noch eine Frau spielen. Um Geld. Der andere Tisch ist frei, Klaus und ich setzen uns und spielen MauMau. Wir haben mittlerer Weile sehr lange Partien. Dann setzen wir uns.
J. verteilt aus kleine Glaskaraffen französischen Wein, den sie mitgebracht hat. Der yellow Wein und das Bier kommen von dem Lokal. Als alle in Stimmung gekommen sind, wird für uns eine Vorstellungsrunde gemacht. Es gibt ein älteres Paar, die Frau mit dem Zopf und ihr großer hagerer Mann, ihnen gehört das staatliche Krankenhaus, was immer das bedeuten mag, zumal sie die Leitung jüngstens an ihren Sohn abgegeben haben. Zu unserer anderen Seite eine ältere Schwester von Joyce. Kupferminenbesitzer und was weiß ich noch mit Mann. Dann ein Spaßmacher, büssines, früher Fahrer bei dem Hageren. Eine Tochter, die in Amerika ihr Kind bekommen hat. Ein Lehrerehepaar. Noch eine einzelne Frau mit Knopf im Ohr und ständig wichtige Gespräche führend, wie auch Joyce. Noch ein Angestelltenpaar, der Photograph wieder, der beim government arbeitet, im Ganzen 15 Personen. Eine festlich-familiäre Angelegenheit.
Am Schluss noch mal Nudelsuppe oder Reis,"have the main course", aber kein Bier mehr, ganz wichtig, dann verabschieden sich alle. Wir gehen mit dem Lehrerpaar, sie sind auch zu Fuß und wohnen in unserer Nähe.
Englisch sich zu unterhalten war keinem möglich gewesen. Dafür haben wir uns alle wacker geschlagen.