
Um 18:00 steigen wir an unserem Hotel in den Wagen nach Qushou zum Flugplatz, um 01:30 stehen wir an der Rezeption in Hongkong.
Der Flugplatz in Qushou ist nicht groß und ich hatte eine Twinotter oder Rover für 20 oder 30 Leute erwartet. Gott sei Dank ist es ein Airbus 335 und in Shenzhen steht auf einer Halle „Lufthansa Technik Service“. Mit uns warten Geschäftsleute, die Frauen mit rasanten, asymethrischen Bobfrisuren. Hongkong nähert sich schon.

Shenzhen hat einen riesigen Flughafen, der gerade komplett neu gebaut wird. Er soll dann Hongkong und Shanghai als chinesische Einflugschneise ablösen und zu einem der bedeutendsten Flughäfen weltweit aufschließen soll.
Wir müssen jetzt erstmal weiter nach Hongkong City kommen. Taxifahrer sprechen uns an. Wir kommen zu einem desk, an dem uns Tickets für eine Busfahrt verkauft werden. Bei allen aufgeregten Fragen wird beruhigend genickt. Ob etwas verstanden wird ist fraglich. Aber was gibt es für Alternativen als einfach mitzumachen. Wir bekommen Papieraufkleber auf unsere Jacken geklebt. Jetzt können wir nicht mehr verloren gehen. Hinter welche Absperrungen und Sackgassenn wir uns auch verirren, ein Blick auf unsere Aufkleber und wir werden beruhigend weiter geschoben. Mit ein paar bekannten Gesichtern vom Flug streben wir mit unserem Gepäck irgendwohin.
Ein Busbahnhof mit viele, vielen abfahrtbereiten Bussen. Ich erkenne Stadtteilnamen und erinnere mich an einen Namen, der irgendwie zu Kowloon gehört, Tsim Sha Tsui, wo unser Hotel liegt. Wir steigen ein. Es wird genickt. Alles ist in Ordnung. Die Tickets, die Aufkleber stimmen. Aufatmen. Gleich werde ich eine internationale Großstadt in vollen Zügen genießen.
Nach ein paar Minuten halten wir. Alle steigen aus. Wir verlassen „mainland China“ Pass- und Visumkontrolle. Zoll. Buswechsel. Zu neuem Busbahnhof gehen und neuen Bus finden. Ticketschalter. Neue Tickets kaufen. Aber nur mit Hongkong Dollar.
Obwohl der junge Mann kein Englisch versteht und spricht, bekommen wir auch mit der RMB Währung die Tickets und bekommen den richtigen Bus gezeigt. Ich hab meinen Aufkleber verloren. Klaus hat seinen noch. Das ist unser Ticket bis Hongkong City. Wir brauchten gar kein neues kaufen. Der Kontrolleur läuft mit den neu gekauften Zetteln zu dem Schalter zurück, verhandelt, gibt sie zurück und kommt mit einem Bündel Scheine zu uns zurück und übergibt uns das Bündel. Jetzt haben wir sogar noch Hongkong Dollars für den Anfang.
Wir fahren durch die Dunkelheit. Gedämpfte Unterhaltung. Dann Licht an. Alle raus aus dem Bus. Pass- und Visum Kontrolle und Zoll für die Einreise nach Hongkong. In den Abfertigungsgebäuden und während des Schlangestehens scherzen wir mit einem Italiener und seiner chinesischen Frau über die Grenzübergänge von good old DDR und BRD.
Das waren noch Kontrollen von altem Schrot und Korn. Das hier ist doch dagegen smooth as silk. Und wieder suchen wir den richtigen Bus. Meine Methode ist folgende: ganz langsam immer weiter gehen, keine Hast, keine Unsicherheit, ett kütt eh wie ett kütt, und dabei soviel in den Blick und an Informationen zu bekommen wie möglich. Damit habe ich schon viele Busse verpasst. Bin dafür aber immer heil und irgendwo jedenfalls angekommen.
Diesmal spricht uns ein Nerd, also kein Hippster, mit Freundin aus Hongkong an. Er setzt uns in den richtigen Bus, steigt an derselben Haltestelle aus und überlässt uns das Taxi als er an der Reihe dafür wäre. Er sagt uns was es kosten wird und nennt dem Fahrer die Strasse.
Die Zahlen der Hausnummer können wir während der Fahrt dem Fahrer auf Chinesisch sagen. Er lacht sich schlapp, wir lachen mit und bald schallt laut unser gemeinsames Rufen von Zahlen in Hochchinesisch durch den Fahrtwind und die Nacht von Hongkong.