In das Paket nach Deutschland soll noch ein besonderer grüner Tee.

 

J. ist mit einer Frau befreundet, deren Tochter während eines Studienjahres in ihrem Haus in Singapur wohnen darf. Diese Frau hat einen kleinen Teeanbau, ein Geschäft und gute Drähte zum Großmarkt. Da fahren wir hin. Der beginnt um drei Uhr Nachts, jetzt um 10 ist alles ruhig. Gegenüber den großen Hallen haben die Teehändler ihre Geschäfte und Büros. Sie haben Waagen auf ihren Theken und Plastiksäcke auf dem Boden stehen.

 

Wir fahren eins der Gebäude an. Ein alter Mann hat drei Teesäcke auf sein Lastenfahrrad gestapelt. Jetzt sitzt er in seiner Uniformjacke auf einem Stuhl und raucht erstmal eine. Ich darf ihn photographieren und muss sein Alter raten. Zum Glück kann keiner mein langes Überlegen abwarten. 76 ist er, und wenn er ein paar Zähne mehr gehabt hätte, wäre ich auch drauf gekommen.

Bei dem wertvollsten Tee sind die grünen Blättchen sauber und fest eingerollt und sehen wie Nadeln aus. Die Qualitäten danach sind fluffiger, leichter, zerbröselter. Der erste Austrieb am teuersten, die vier späteren Ernten ergeben immer größere Blätter mit weniger Aroma. Der teuerste Tee hier kostet 240 das halbe Kilo, zum Ende der Erntezeit nur noch 10 das halbe Kilo. Der Teepreis variiert von Jahr zu Jahr, wie bei allen Lebensmitteln. Es gibt auch eine Börse für den Tee und seinen Preis.

Die Zubereitung und der Genuss soll ein Kunstakt sein. Beim aufgießen schwimmen die Nadeln nach oben, hängen dort an der Oberfläche bis sie eins nach dem anderen nach unten schweben. Um sich selber drehend, manche verzögernd inne halten, oder gar wieder nach oben ziehen, schließlich am Glasboden sich schwerelos übereinander legen. Nach dem Essen gibt man sich gern diesen Betrachtungen hin. Sagt J.

 

In der Post ist das Entsetzen beim Blick auf die Waage groß. 2,5kg geht leider nicht. Alle Geschenkverpackung muss entfernt werden und hier bleiben. Der Tee auch, außer einem Bonus vom Teehändler und seiner Frau zusätzlich zu dem halben Kilo. Geschafft. 1090Gramm. Die Postfrau sagt es darf so bleiben.

J. nimmt mich noch zum Standesamt und Katasteramt mit.

Heiraten und Scheidung ist schnell geschehen in China. Die staatliche Verheiratung ist mit keinerlei Festivität verbunden. Ein Pärchen, sie im Jogginganzug lümmelt auf den Wartesitzen, während er die Formulare ausfüllt. Jede Beamtin hat einen Bonbonkarton in gold/rot und irgendwas mit „Happy“ steht drauf, zum verteilen. Ich bekomme zwei geschenkt.

In die Scheidungsetage gehen die Paare manchmal noch laut zeternd und schimpfend hinein, wird lachend berichtet. Ein Bild wie aus dem Komödienstadl.  Nicht lustig.

In dem Gebäude für sämtliche Bürgerbelange möchte die zuständige Person für Liegenschaften erstmal abwimmeln. Sie sieht deprimiert und sehr blass aus. Ganz ruhig und geduldig wird noch mal was gesagt, ein Papier gezeigt, noch ein Wort, schließlich sieht die Frau auf und befasst sich mit dem Vorgang. Am Ende hat sie eine Akte von 20 DINA4 Seiten zusammen kopiert, Fingerabdrücke genommen, Foto am Schreibtisch von J. gemacht, Unterschriften unter alles und die beiden sind richtig ins Gespräch gekommen. Ich nehme mir vor J. zu fragen, ob sie auch gesehen hat wie unglücklich die Frau guckte.

Brauch ich nicht. Noch während wir die Treppe runtergehen, sagt sie, sie habe die Frau gefragt was mit ihr los sei, dass sie so traurig guckt. Sie meinte, sie wäre schon über 30 und nicht verheiratet und sie habe keine Hoffnung mehr und außer diesem Job beim Government habe sie nichts in ihrem Leben. In China machen alle so ernste und strenge Gesichter, besonders auf den Ämtern, kein Vergleich zu Singapur, sagt J. Ich kenne nur Singapur Airlines. Sehr freundliche Stewardessen, aber schon Chinesen. Man muss nach jedem Papiertuch fragen. Es ist alles da. Aber freiwillig rausgerückt wird erstmal nichts. Und wenn, mit ganz großer Geschenkegeste.

Während wir in ihrem 5er BMW durch die Stadt cruisen, besprechen wir unsere Einladung.

Mr. Chang und Anhang, wir haben noch Geschenke aus Deutschland zu übergeben, ihre Freundin und Familie, wo wir so zum Mittagessen waren, unsere Freunde und der Lehrer. Da hält sie inne. Dann laden wir auch den Photographen, d.h. die Kulturabteilung der Stadt ein. Also er ist immer dabei. Wir sind dann 15. Mehr findet sie zuviel. Die Schuldirektorin kennt sie nur von dem Ausflug und die wollte uns doch sowieso erstmal einladen. Ich füge mich sofort.

Das Lokal soll dasselbe wie zu J. Einladung sein. Stern des Ostens. Gibt es seit langer Zeit. Über mehrere Etagen. J. führt das Gespräch mit dem Chef. Er hätte sich total gefreut, dass wir ihn ausgesucht hätten. Er hatte uns auch am Hotel selber abgeholt zu J.s Einladung. Man kann nur für den gleichen Tag reservieren, wir sind zu früh dran. Aber als wir später noch etwas fragen wollen, legt er den Raum doch schon fest. 308, Esstisch für 15, mit Sofaecke und Spieltisch und eigenem Waschraum. Fertig für die Gäste ab 17:00 Uhr.

Joyce holt uns am Hotel ab. Alle sind gekommen, auch aus Quizhou. Man freut sich über neue Kontakte, Wendy verkündet dass sie schwanger ist. Wir freuen uns alle und beglückwünschen sie. Zweite Ehe, zweites Kind, sie strahlt nur so. Vor einigen Wochen habe ich sie sehr ernst Räucherstäbchen an ihrer lebensgroßen Holzstatue bei der Pu Er Teezeremonie aufstecken sehen. Wir haben schöne Gerichte. „More quality“, als bei ihrem Essen, sagt Joyce und freut sich darüber. Es wird von dem Ausflug erzählt. Der Kulturchef, alias Photograph lässt seinen mitgebrachten Kollegen, er war auch bei dem Wochenendausflug dabei, seine Kamera und Stativ holen. Nach dem Essen werden wir hin und her arrangiert. Nur mein Vorschlag, Frauen sitzen auf dem Sofa, Männer gruppieren sich drum herum findet kein Verständnis und Realisation. Registrier ich dann mal so.

Ich geh mit Joice zum zahlen an den Empfang zur Chefin. Es ist immer eine Chefin, die auf dem Geldkasten sitzt. Ich zahle weniger als Joyce für ihr Essen bei der gleichen Personenzahl.

Es wird unser Sonntagmittag Lokal, unser kleiner Italiener, oder Franzose an der Ecke nach dem wir seit 5 Monaten Ausschau halten.

Mr. Li, der Photograph will das morgen Samstag der Ausflug in die ancient city, das Village Twentyfive stattfindet. War für Sonntag geplant. Dann haben wir Sonntag frei. Ju hu.

 Es ist zwar Regen angesagt, aber wir treffen sonst nicht auf die Leute, die zu treffen sind.